Wie oft hast du dich schon dabei ertappt, dass du versuchst, die Menschen um dich herum glücklich zu machen? Deinen Partner, deine Eltern, deine Kinder oder sogar deine Freunde? Du gibst, planst, sorgst und machst – in der Hoffnung, dass sie sich geliebt, geschätzt und glücklich fühlen. Doch irgendwann, nach all dem Bemühen und Geben, schleicht sich ein merkwürdiges Gefühl ein: Erschöpfung. Vielleicht sogar Frust. Und obwohl du so viel getan hast, wirkt es, als wäre niemand wirklich zufrieden – am wenigsten du selbst.
Es beginnt oft ganz harmlos. Du siehst die Freude in den Augen deines Kindes, wenn du ihm seinen Lieblingsnachtisch kochst, obwohl du selbst gerade Lust auf etwas ganz anderes hattest. Oder wie dein Partner dich mit einem warmen Lächeln ansieht, weil du ihm zuliebe einen Abend auf der Couch verbracht hast, obwohl du eigentlich Freunde treffen wolltest. Diese kleinen Opfer bringen dir ein gutes Gefühl, zumindest anfangs. Du denkst: „Das ist es wert, Hauptsache, die anderen sind glücklich.“
Doch was passiert, wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse immer weiter nach hinten schieben? Wenn wir uns immer nur darauf konzentrieren, andere glücklich zu machen, verlieren wir irgendwann den Kontakt zu uns selbst. Wir funktionieren, erledigen unsere Aufgaben, geben immer weiter, ohne zu bemerken, dass wir langsam leerer werden. Das Problem ist, dass wir dabei unausgeglichen werden, ohne es wirklich zu merken. Vielleicht merkst du, dass du schneller gereizt bist. Du wirst ungeduldig, hast weniger Energie, und plötzlich fühlst du dich von den Menschen, für die du so viel getan hast, nicht mehr ausreichend gewürdigt. Eine merkwürdige Enttäuschung schleicht sich ein.
Denn so funktioniert das menschliche Wesen: Wenn wir uns immer wieder selbst verleugnen, entsteht ein Gefühl der Unzufriedenheit, das wir irgendwann auf andere projizieren. Wir erwarten dann unbewusst, dass sie uns für all die Opfer danken, dass sie uns vielleicht sogar zurückgeben, was wir ihnen gegeben haben. Doch oft reicht der Dank, den wir bekommen, einfach nicht aus. Nicht, weil sie undankbar wären, sondern weil wir uns selbst nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt haben. So bauen wir in uns einen inneren Druck auf, der zu Gereiztheit, Frustration und manchmal sogar zu Vorwürfen führt. Plötzlich werfen wir unseren Liebsten vor, dass wir all das „nur für sie“ getan haben, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse zurückgestellt haben. Doch die Ironie ist, dass sie das vielleicht gar nicht so von uns erwartet haben. Es war unser eigener Antrieb, der uns in diese Lage gebracht hat.
Ein Beispiel: Du organisierst jedes Jahr den Familienurlaub. Du wählst das Reiseziel, sorgst dafür, dass alle zufrieden sind, und stellst dabei sicher, dass es genug Aktivitäten für alle gibt. Doch du merkst während des Urlaubs, dass du selbst gar keine Zeit hast, dich zu entspannen, weil du ständig für alle anderen sorgst. Am Ende des Urlaubs fühlst du dich ausgelaugt und vielleicht sogar ein wenig ärgerlich, weil du nicht die Erholung bekommen hast, die du dir erhofft hattest. Du denkst: „Wieso bin ich überhaupt in den Urlaub gefahren?“ Und anstatt erholt zurückzukommen, bist du enttäuscht – von dir selbst, von den anderen und von der gesamten Situation.
Die Lösung liegt nicht darin, weniger zu geben, sondern anders zu geben. Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen dem, was du für andere tust, und dem, was du für dich selbst tust. Wenn wir uns gut um uns selbst kümmern, wenn wir auf unsere eigenen Bedürfnisse hören und uns Zeit nehmen, um uns selbst etwas Gutes zu tun, dann haben wir auch die Kraft und die Energie, für andere da zu sein – und das ohne Groll.
Selbstfürsorge ist kein egoistischer Akt. Sie ist notwendig, um langfristig im Gleichgewicht zu bleiben. Du kannst nicht aus einer leeren Tasse schöpfen. Wenn du dich selbst vergisst, wird früher oder später niemand davon profitieren. Also nimm dir Zeit für dich. Mach Dinge, die dir Freude bereiten, auch wenn sie nur für dich sind. Und hab keine Angst davor, auch mal „Nein“ zu sagen, wenn dir danach ist. Denn nur, wenn du glücklich und ausgeglichen bist, kannst du auch das Beste für deine Liebsten geben.
Am Ende ist es doch so: Wenn wir gut auf uns selbst achten, haben wir nicht nur mehr zu geben – sondern geben mit mehr Freude, Leichtigkeit und ohne Erwartungen. Und vielleicht, nur vielleicht, sind dann am Ende alle ein bisschen glücklicher.