Worum geht es hier eigentlich, wird sich der eine oder andere fragen. Was für eine Art von Kommunikation ist denn gemeint (es gibt viele Formen der Kommunikation, also nicht nur das gesprochene Wort, aber dazu kommt demnächst ein Artikel, da es sonst den Rahmen sprengen würde; hier geht es hauptsächlich um die Kommunikation im Rahmen eines Gesprächs)? Wir alle glauben unser Gegenüber wertneutral wahrzunehmen und ein Gespräch mit diesem aufzunehmen, dabei ist es ganz gleich, ob man gerade im Dialog ist mit einem Fremden, einem Nachbarn, einem Freund, einem Familienangehörigen. Doch so einfach ist es nicht. Oft überholen uns Gefühlsgemüter, was früher war, ganz gleich ob im positiven oder negativen Sinn, ob bewusst oder unbewusst. Oder es überholen uns gefestigte Meinungen bzw. Ansichten, ganz gleich, ob aufgrund von Vorurteilen, nachvollziehbaren Erfahrungswerten oder Stigmatisierungen. Und alle diese inneren Bewertungsmaßstäbe laufen automatisiert ab und wir laufen Gefahr, dass wir wertegebunden kommunizieren. Ist dass denn falsch oder richtig? Es ist nicht so einfach, diese Frage zu beantworten. Hier gibt es auch kein richtig oder falsch. Man sollte sich an erster Stelle dessen bewusst sein. Schließlich wirkt sich dieser Einfluss in jedweder Form auf unsere Kommunikation aus. Und in manch einer Situation ist es doch etwas ungünstig, ohne dass wir es bemerken. Genau dieser Aspekt kann unser Urteilsvermögen, unsere Wahrnehmung bzw. unsere Einschätzung der Lage trüben. Und das kann manchmal auch bei einer positiven Betrachtung schädlich sein, wenn wir uns beispielsweise von jemandem oder etwas „blenden“ lassen. Wie können wir es also schaffen, uns dem zu entziehen und ein wertneutrales Meinungsbild von unserem Kommunikationspartner zu erlangen? Es gibt da eine Möglichkeit, wie man diesem Ideal näherkommen könnte. Dazu ist es wichtig, sich voll und ganz auf sein Kommunikationspartner zu fokussieren und darauf einzugehen, was dieser sagt, wie er es sagt. Denn wenn wir ganz unvoreingenommen uns auf das Gespräch als solches einlassen, können wir mehr Objektivität in diesem Gespräch erlangen und unserem Gegenüber die Möglichkeit geben, sich frei von unseren „Vormeinungen“ (ich nenne es mal jetzt zusammengefasst so) auszudrücken. Das ermöglicht uns eine faire Beurteilung des Gesprächsinhalts und ein individuelles Eingehen auf das Gesagte, fernab von vorherrschenden Meinungen in unserem Kopf, die wir uns mit den Jahren und Erfahrungen angesammelt haben. So können wir uns auch besser davor schützen, uns von manchen Aussagen schlichtweg blenden zu lassen. So können wir aber zugleich ein neutrales Eingehen auf das Gesprochene und folgerichtig auf unseren Kommunikationspartner erreichen. Dadurch wird es uns gelingen, dass wir einander wertschätzen und ein angenehmes Gespräch mit unserem Gegenüber führen, auch wenn wir unterschiedlicher Ansichten sind. Es wird uns Türe öffnen, unser Gegenüber mit seinen Ansichten zu respektieren, ja sogar zu verstehen. Denn jeder hat seine individuellen Beweggründe, warum er die Dinge so sieht, wie er sie sieht. So können wir einander wertvolle Gesprächspartner, Zuhörer und auch Wegweiser werden. Denn wenn wir unvoreingenommen in ein Gespräch eingehen, können wir erreichen, dass auch unser Gesprächspartner uns zuhört und auf unsere Beweggründe eingeht bzw. versucht, diese zu verstehen. Es ist in jedem Fall eine Win-Win-Situation und wir sind offen und aufgeschlossen jedem gegenüber. Das macht uns wiederum den Gesprächspartnern gegenüber interessanter und sie sind uns gegenüber aufmerksamer und aufrichtiger. Es ist anfangs nicht immer leicht, unsere „Vormeinungen“ abzulegen in einem Gespräch, aber es lohnt sich, dranzubleiben und es immer wieder auszuprobieren. Mit der Zeit wird dies einem immer besser gelingen und Sie werden überrascht sein, wieviel sich bei Ihnen dadurch verändern kann.

Von Kamuran Cakir

Aus einem anderen Blickwinkel

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