Es gibt in unserer Gesellschaft eine tief verwurzelte Angst vor Fehlern. Schon von Kindheit an werden wir oft so erzogen, dass Fehler als etwas Negatives betrachtet bzw. empfunden werden. So werden Fehler hauptsächlich mit Bestrafung, Enttäuschung oder Scham assoziiert. Aber ist das wirklich eine gesunde und produktive Herangehensweise an das Leben und Lernen? Zunächst einmal betrachten wir die unausgesprochene Angst, die mit einem potentiellen Fehler einhergeht. Das bedeutet im Klartext, dass die meisten Menschen Angst davor haben, Fehler zu machen. Noch mehr fürchten sie sich, diese Fehler zuzugeben und offen damit umzugehen. Diese Furcht ist oft so mächtig, dass sie Menschen davon abhält, Risiken einzugehen oder Neues auszuprobieren. Das größte Problem dabei ist, dass diese Angst nicht nur den Lernprozess hemmt, sondern auch die Möglichkeit verhindert, aus Fehlern zu lernen und zu wachsen. Nun betrachten wir Dynamik des „Fehler-Outings“.. Das meint, wenn jemand einen Fehler macht, sind oft zwei Dynamiken im Spiel: die Reaktion desjenigen, der den Fehler gemacht hat und die der Umgebung. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Personen, die einen Fehler (bei einem anderen) bemerken, diesen schnell aufzeigen und kritisieren, anstatt eine konstruktive Lösung oder ein Lerngespräch zu suchen. Diese Tendenz, Fehler zu kritisieren, kann durch die eigene Angst vor Fehlern oder durch das Bedürfnis, sich überlegen zu fühlen, verstärkt werden. Jetzt schwenken wir unseren Blick auf die Chance aus dem Fehler. Damit ist schlichtweg gemeint, dass Fehler nicht nur als Rückschläge gesehen werden sollten. Fehler bieten uns die Chance zu lernen, da jeder Fehler uns eine Lektion gibt, die wir in zukünftigen Bemühungen nutzen können. Zudem führen Fehler manchmal zu einer Innovation. So führen Fehler zu neuen Ideen oder Erkenntnissen, die uns in eine bessere Richtung lenken können. Es entfaltet sich dabei auch ein persönliches Wachstum, indem sie uns Demut, Geduld und Durchhaltevermögen lehren. Daher sollten wir alle gewillt sein, eine gesunde Fehlerkultur zu schaffen. Um eine Kultur zu schaffen, in der Fehler als Lernchancen und nicht als Schwächen gesehen werden, können die folgenden Schritte hilfreich sein. Es beginnt damit, dass derjenige, der den Fehler gemacht hat, seinen eigenen Fehler erkennen und akzeptieren sollte in Form einer Selbstreflexion. Dies kann helfen, sich mit anderen zu solidarisieren und einen konstruktiveren Umgang mit eigenen Fehlern zu finden. Dazu ist die offene Kommunikation die nächste erforderliche Handlung. Also sollte man, wenn man einen Fehler gemacht hat, diesen offen ansprechen und darüber diskutieren, was man daraus gelernt hat. Schließlich kann man sein Fokus ändern und eine positive Rückmeldung geben, indem man, anstatt nur auf Fehler hinzuweisen, auch betonen kann, was gut gelaufen ist und wie man in Zukunft noch besser werden kann. Als Beispiel möchte ich kurz anführen, dass es in einigen Unternehmen bereits „Fehler des Monats“-Auszeichnungen gibt, die ein erster guter Schritt in die richtige Richtung ist. Dies mag nun für manche kontraintuitiv erscheinen, aber es kann helfen, das Stigma rund um Fehler zu verringern und die positiven Aspekte des Lernens hervorzuheben. Abschließend möchte ich an dieser Stelle betonen, dass ein Umdenken in Bezug auf Fehler absolut notwendig ist. Fehler sind nicht das Ende, sondern oft der Anfang eines tieferen Verständnisses und Wachstums. Indem wir eine offene und gesunde Fehlerkultur schaffen, können wir nicht nur individuell, sondern auch als Gesellschaft wachsen und uns weiterentwickeln. Es ist an der Zeit, den wahren Wert von Fehlern zu erkennen und sie als das zu schätzen, was sie wirklich sind: Gelegenheiten zum Lernen und Wachsen.

Von Kamuran Cakir

Aus einem anderen Blickwinkel

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