In der Vielfalt, in der es zu Haufe Ratgeber, Expertenmeinungen und Erfolgsrezepte gibt, die einen nahezu überfluten, begegnet man schließlich auch häufig Menschen, die – oft sogar unaufgefordert – gut gemeinte Ratschläge wie „Wenn ich du wäre, würde ich das so machen“ oder „Das haben die so gemacht und Erfolg damit gehabt“ verteilen. Solche Aussagen können zwar inspirierend und hilfreich sein, sie führen aber oft zu einer wichtigen Erkenntnis: Es gibt keine universell richtige oder falsche Antwort auf die Herausforderungen, denen wir im Leben begegnen.

Die Vorstellung, dass es einen einheitlichen, richtigen Weg gibt, um persönliche oder berufliche Ziele zu erreichen, ist eine Vereinfachung der komplexen Realität, in der wir leben. Jeder Mensch ist einzigartig, mit individuellen Fähigkeiten, Umständen und Zielen. Was für den einen funktioniert, könnte für den anderen ineffektiv oder sogar schädlich sein. Daher ist es entscheidend, dass die Entscheidungen, die wir treffen, auf unserem eigenen Verständnis und unseren Bedingungen basieren.

Die Wissenschaft hinter Entscheidungsfindungen zeigt, dass Menschen am besten abschneiden, wenn sie Entscheidungen treffen, die mit ihren persönlichen Werten und ihrer Situation übereinstimmen. Psychologen betonen die Bedeutung der „kognitiven Kongruenz“ – ein Zustand, in dem unsere Entscheidungen mit unserem inneren Selbst und unseren langfristigen Zielen im Einklang stehen. Dies führt zu einer höheren Zufriedenheit und oft zu besseren Ergebnissen, weil wir voll hinter unseren Entscheidungen stehen können.

Die Fähigkeit, die Konsequenzen einer Entscheidung zu tragen, egal wie sie ausfällt, ist ein wesentliches Merkmal psychologischer Reife. Es bedeutet, Verantwortung für unsere eigenen Entscheidungen zu übernehmen und zu akzeptieren, dass wir die besten Entscheidungen auf Basis der uns zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbaren Informationen treffen. Diese Haltung fördert Resilienz und Selbstvertrauen, weil sie uns erlaubt, aus jeder Situation zu lernen, unabhängig davon, ob sie als Erfolg oder Misserfolg wahrgenommen wird.

Darüber hinaus zeigt die Forschung, dass kreative und innovative Lösungen oft aus individuellen Ansätzen entstehen, die nicht den traditionellen Wegen folgen. Innovatoren und Unternehmer sind oft Menschen, die gängige Ratschläge und etablierte Verfahren in Frage stellen, um neue Wege zu beschreiten. Diese individuelle Herangehensweise kann zu außergewöhnlichen Leistungen führen, die in standardisierten Modellen möglicherweise nie erreicht worden wären.

Die Betonung liegt daher nicht darauf, den „richtigen“ Weg zu finden, wie es oft von anderen vorgeschlagen wird, sondern darauf, einen Weg zu finden, der für uns selbst richtig ist. Dies erfordert ein tiefes Verständnis unserer eigenen Werte, Ziele und der realen Umstände, in denen wir operieren. Es ist eine Aufforderung, mutig zu sein, zu experimentieren und manchmal auch zu scheitern, um zu wachsen und zu lernen.

In der Praxis bedeutet das, dass wir offen bleiben müssen für Feedback und Rat, aber letztendlich unsere eigenen Entscheidungen treffen und für diese geradestehen müssen. Dieser Prozess des Lernens, Anpassens und Wachsens ist das, was letztlich zu wahrer Erfüllung und echtem Erfolg führt.

In diesem Sinne ist die Kunst des Entscheidens weniger eine Suche nach der perfekten Antwort, sondern vielmehr ein kontinuierlicher Prozess des Verstehens und der Selbstreflexion. Es geht darum, den Mut zu haben, den für uns richtigen Weg zu wählen und die Konsequenzen dieser Wahl zu akzeptieren – zum Wohle unserer eigenen Entwicklung und Zufriedenheit.

„Entscheidungen müssen wir selbst tragen; die richtigen sind die, hinter denen wir stehen können, egal was kommt.“

Kamuran Cakir

4/2024

Von Kamuran Cakir

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