Kennst du das? Da gibt es diese eine Sache in deinem Leben, die dich schon seit Jahren nervt. Vielleicht ist es die Arbeit, die dir keine Freude mehr bringt, oder die Tatsache, dass du dich immer wieder über dieselben Menschen ärgerst. Du schimpfst, fluchst, fühlst dich machtlos – und dann, was passiert? Nichts. Gar nichts. Du machst einfach weiter, beschwichtigst dich damit, dass „man eh nichts ändern kann“ und dass die Situation nun mal so ist, wie sie ist. Aber stimmt das wirklich? Oder gibt es tief in uns einen Teil, der die Veränderung sogar vermeidet, weil das Jammern uns irgendwie auch einen kleinen, schrägen Trost gibt?

Lass uns ehrlich sein: Wir alle kennen diese Situationen. Sei es der Job, den wir hassen, die Beziehung, die uns nicht mehr erfüllt, oder der Alltagstrott, der uns runterzieht. Anstatt aktiv etwas zu ändern, suchen wir oft Trost im Klagen. Es fühlt sich fast so an, als würde uns das Jammern eine Art stilles Vergnügen bereiten. Eine paradoxe Form von Selbstfürsorge. Vielleicht, weil es einfacher ist, sich über die Dinge zu beklagen, als tatsächlich etwas daran zu ändern. Denn Veränderung – das wissen wir alle – bedeutet Anstrengung. Und Anstrengung ist unbequem.

Die Komfortzone ist, wie der Name schon sagt, bequem. Sie ist wie eine warme Decke an einem kalten Tag. Und selbst wenn uns der Gedanke an eine Veränderung in den Fingern juckt, bleiben wir oft lieber unter dieser Decke liegen. Es gibt einen Teil in uns, der den bekannten Schmerz dem unbekannten Glück vorzieht. Veränderung bringt Unsicherheit mit sich, und Unsicherheit – nun ja – mögen wir nicht besonders. Lieber bleiben wir in unserer gewohnten Umgebung, auch wenn sie uns unglücklich macht. Unglaublich, oder?

Nun stellen wir uns mal das folgende Szenariovor: Du bist seit Jahren in einem Job, der dich nicht erfüllt. Jeden Morgen wachst du auf und denkst dir: „Warum mache ich das eigentlich?“ Doch anstatt aktiv nach neuen Möglichkeiten zu suchen, erzählst du jedem, wie sehr dich deine Arbeit belastet. Dein Partner, deine Freunde, selbst der Nachbar hören regelmäßig deine Klagen. Es gibt einen Moment, in dem sie fragen: „Warum suchst du dir nicht etwas anderes?“ Und du antwortest, fast schon reflexartig: „Ach, bringt doch eh nichts.“ Und dann? Ändert sich etwas? Natürlich nicht. Du bleibst, wo du bist, und das Jammern geht weiter.

Warum? Weil der Gedanke an eine Veränderung viel zu anstrengend wirkt. Einen neuen Job suchen, sich auf neue Herausforderungen einstellen, vielleicht sogar das Risiko eingehen, zu scheitern? Puh, das klingt nach einer Menge Arbeit. Da ist es doch viel einfacher, sich in der Opferrolle zu sonnen und darüber zu sprechen, wie furchtbar alles ist. Selbstmitleid hat manchmal etwas Beruhigendes. Es gibt uns das Gefühl, dass wir wenigstens etwas Kontrolle über unsere Gefühle haben, auch wenn es nur die Kontrolle darüber ist, wie schlecht es uns geht.

Aber ist das wirklich die beste Strategie? Wissenschaftliche Studien zeigen, dass wir oft aus Angst vor dem Unbekannten in unglücklichen Situationen verharren. Unser Gehirn liebt das Vertraute, selbst wenn es uns schadet. Die sogenannte „kognitive Dissonanz“ spielt hier eine große Rolle. Sie beschreibt den unangenehmen Zustand, wenn unsere Überzeugungen und unser Verhalten nicht übereinstimmen. Wenn wir wissen, dass wir etwas ändern könnten, aber es einfach nicht tun, versuchen wir, diese Dissonanz zu reduzieren – indem wir uns einreden, dass es eh keinen Sinn hat. So schaffen wir uns eine kleine mentale Flucht vor der unangenehmen Wahrheit.

Aber hier kommt der Clou: Man kann immer etwas ändern. Wirklich. Manchmal sind es die kleinen Schritte, die den großen Unterschied machen. Und ja, es wird nicht immer leicht sein. Vielleicht wirst du scheitern, vielleicht wirst du zweifeln. Aber was ist die Alternative? Weiter jammern? Sich weiter im Kreis drehen? Wenn wir mal ehrlich sind, gibt uns das auf Dauer auch nicht die Erfüllung, nach der wir suchen.

Was also tun? Manchmal ist der erste Schritt der schwierigste. Der Weg raus aus der Komfortzone beginnt nicht mit einem Riesensprung, sondern oft nur mit einem kleinen Schritt. Vielleicht beginnst du, neue Möglichkeiten zu erkunden. Vielleicht suchst du dir jemanden, der dir dabei hilft, eine Veränderung in Angriff zu nehmen. Und vielleicht, nur vielleicht, merkst du dabei, dass das Leben außerhalb der Komfortzone gar nicht so schlimm ist. Vielleicht ist es sogar ziemlich aufregend.

Und wenn du das nächste Mal merkst, dass du dich im Kreis drehst, weil du dich wieder über dieselbe Situation ärgerst, frag dich selbst: Willst du wirklich, dass sich etwas ändert? Oder genießt du das Jammern ein bisschen zu sehr? Die Antwort könnte dich überraschen.

Letztendlich liegt es an uns, ob wir uns weiter beschweren oder ob wir den Mut aufbringen, etwas zu verändern. Klar, Jammern ist einfacher. Aber echte Erfüllung kommt meist erst dann, wenn wir die Decke ablegen und uns der Welt da draußen stellen. Wer weiß, vielleicht ist es gar nicht so schlecht, den ersten Schritt zu wagen. Vielleicht ist es genau das, was du gebraucht hast.

Von Kamuran Cakir

Aus einem anderen Blickwinkel

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