Kennst du das? Du sitzt da, vielleicht im Gespräch mit Freunden, Kollegen oder in einer Vorlesung, und du bist dir sicher, dass du zuhörst. Zumindest für einen Moment. Und dann – Zack – ist dein Verstand irgendwo anders. Irgendwie bist du nicht mehr da, wo du gerade sein solltest. Die Worte dringen noch in deine Ohren, aber sie prallen an einer unsichtbaren Wand ab, als würde dein Gehirn sagen: „Heute mal nicht, danke.“ Und da steckst du dann fest, in diesem merkwürdigen Zustand zwischen „Ja, ich höre zu“ und „Was habe ich gerade verpasst?“.

Es passiert uns allen. Mal beim Smalltalk, mal mitten in einem wichtigen Meeting oder sogar bei einem Film, der dich eigentlich fesseln sollte. Plötzlich bist du abgelenkt, aber nicht mal durch irgendetwas Konkretes. Deine Gedanken haben sich wie ein Schmetterling auf den Weg gemacht – ziellos, flatternd, schwer zu fassen. Und während du versuchst, diesen Moment der „Was ist gerade passiert?“ wieder einzufangen, realisierst du, dass du keine Ahnung hast, was die letzten Sätze waren.

Warum passiert das? Woran liegt es, dass wir manchmal da sind, aber doch nicht da?

Wissenschaftlich gesehen liegt das an der Art und Weise, wie unser Gehirn arbeitet. Es ist ein wahres Wunderwerk, aber auch ziemlich überfordert – permanent. Unser Gehirn bekommt jede Sekunde Tausende von Reizen und muss entscheiden, was gerade wichtig ist und was nicht. Und ja, vielleicht ist die Stimme deines Chefs wichtig, aber dein Gehirn denkt sich: „Ach, das kriegen wir später schon noch mit. Wie wäre es, wenn wir jetzt kurz über das Abendessen nachdenken?“ Zack – schon bist du raus.

Forscher haben herausgefunden, dass unser Gehirn in so einem Zustand eine Art „Standby-Modus“ schaltet. Es ist nicht ganz ausgeschaltet, aber auch nicht voll dabei. Und dann flutscht uns das, was eigentlich wichtig wäre, einfach so durch die Finger. Manchmal scheint es, als wolle das Gehirn einfach eine Pause einlegen – egal, ob dir das gerade passt oder nicht.

Und das Kuriose? Manchmal haben wir gar keinen konkreten Gedanken. Du driftest einfach ab, ganz ohne Plan. Vielleicht bist du gedanklich plötzlich im Urlaub. Oder du denkst darüber nach, wie es wäre, jetzt einfach aufzustehen und zu gehen. Und dann, bäm, wirst du wieder in die Realität zurückkatapultiert. Jemand sagt deinen Namen, oder du merkst plötzlich, dass du nicht wirklich aufpasst. „Oh Gott, was habe ich verpasst?“ Und du fragst dich, wie du diese Gedankensprünge überhaupt machen konntest.

Aber bevor du jetzt denkst, dass nur du dieses Problem hast – keine Sorge, es geht jedem so. Das liegt auch daran, dass unser Gehirn sich manchmal einfach langweilt. Es will ständig Neues und Spannendes, aber die meisten Alltagsgespräche bieten nun mal nicht das Abenteuer, das dein Verstand sich wünscht. Also, während dein Kollege über den neuen Excel-Bericht spricht, macht sich dein Gehirn auf die Suche nach etwas Interessanterem.

Und was kannst du dagegen tun? Tja, das ist die Frage. Manche schwören auf Achtsamkeitstraining, andere auf Notizen – ganz altmodisch mit Stift und Papier. Aber vielleicht hilft es auch einfach zu akzeptieren, dass es manchmal eben passiert. Wir sind Menschen, keine Maschinen. Und unser Verstand hat eben seine eigenen Regeln.

Also, das nächste Mal, wenn du wieder merkst, dass du nichts mitbekommst, obwohl du doch da bist – atme tief durch. Du bist nicht allein.

Von Kamuran Cakir

Aus einem anderen Blickwinkel

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