Texte schreiben ist wie ein Tanz. Mal elegant und geschmeidig, mal ungelenk und holprig. Doch während wir zwischen Emojis, Buchstaben und Satzzeichen balancieren, vergessen wir oft, wie unsere Worte auf der anderen Seite ankommen. Besonders dann, wenn wir Abkürzungen verwenden. „LG“ statt „Liebe Grüße“, „BTW“ statt „Übrigens“, „k“ statt „ok“ – das spart Zeit und scheint praktisch. Doch welche Botschaft senden wir dabei wirklich?
Viele von uns haben es sicher schon erlebt: Man schreibt jemandem, und die Antwort fällt knapp aus. Vielleicht gar keine Antwort. Könnte es daran liegen, dass man schnell „kk“ getippt hat, anstatt sich die Mühe zu machen, ein paar Worte mehr zu schreiben? Kommunikation ist nicht nur der Austausch von Informationen, sondern auch ein Ausdruck von Respekt und Interesse. Und genau da liegt der Knackpunkt. Abkürzungen vermitteln Effizienz, ja – aber auch Bequemlichkeit. Sie können den Eindruck erwecken, dass der Absender sich nicht wirklich Mühe gibt, sich nicht wirklich einbringt. Ein bisschen so, als ob man in einer Unterhaltung ständig auf die Uhr schaut.
Dabei ist es gar nicht so schwer, einen anderen Eindruck zu hinterlassen. Angenommen, du schreibst einer Freundin nach langer Zeit. Du könntest knapp „Hey, wmd?“ schreiben, was so viel heißt wie „Was machst du?“. Oder du nimmst dir die Zeit, auszuschreiben: „Hey, wie geht’s dir? Was hast du so gemacht in letzter Zeit?“ Der Unterschied mag dir minimal erscheinen, aber für den Empfänger ist er groß. Die zweite Nachricht zeigt: Da hat sich jemand Zeit genommen, jemand interessiert sich wirklich für mich. Und genau dieses Gefühl stärkt Beziehungen.
In diesen schnelllebigen Zeiten, in denen alles immer schneller wird, wo alles „on the go“ ist und Multitasking oft mehr gepriesen wird als echte Aufmerksamkeit, ist die Art, wie wir schreiben, ein kleiner, aber wichtiger Anker. Es erinnert uns daran, dass hinter jedem Text ein Mensch steht – jemand, der sich freut, gesehen und gehört zu werden. Texte sind nicht nur Buchstaben auf einem Bildschirm. Sie sind eine Brücke. Und die Frage ist: Baue ich eine stabile, einladende Brücke, oder nur einen wackeligen Steg?
Natürlich gibt es Momente, in denen Abkürzungen ihren Platz haben. Wenn der Paketbote fragt, ob du daheim bist, reicht ein „ja“. Aber in wichtigen Gesprächen, in Beziehungen, im beruflichen Kontext oder einfach, wenn es dir wichtig ist, einen guten Eindruck zu hinterlassen, lohnt sich der zusätzliche Aufwand. Stell dir vor, du bewirbst dich für einen Job. Würdest du ernsthaft in deiner Bewerbung schreiben: „Sehr geehrter Herr Meier, ich hätte Bock auf d. Stelle, pls meld dich“? Nein. Denn du weißt, dass Sprache deinen Wert und deine Haltung vermittelt.
Was das für den Alltag bedeutet, ist eigentlich einfach: Ein wenig mehr Aufmerksamkeit, ein wenig mehr Mühe. Es ist ein Zeichen von Wertschätzung, von Respekt – und ja, es zeigt auch, dass du dir Gedanken machst. Ein liebevoll geschriebener Text hat Gewicht. Er bleibt im Kopf, während ein liebloser kaum wahrgenommen wird. Das mag nach einer Kleinigkeit klingen, aber tatsächlich können schon kleine Dinge große Unterschiede machen.
Doch keine Panik: Niemand erwartet, dass du jeden Text perfekt formulierst oder komplett auf Abkürzungen verzichtest. Manchmal ist ein „ok“ genau das, was gebraucht wird. Aber in Momenten, die zählen, in Gesprächen, die Bedeutung haben, lohnt es sich, den „extra mile“ zu gehen – oder, um es auszuschreiben: die zusätzliche Mühe. Denn wer schreibt, um zu verbinden, der wird gelesen – und geschätzt.
Also, beim nächsten Mal, wenn du den Drang verspürst, „k“ zu tippen, vielleicht einfach mal „Alles klar, danke dir!“ schreiben. Es kostet dich nur ein paar Sekunden mehr. Aber für den anderen kann es den Unterschied machen zwischen „egal“ und „wichtig“. Und mal ehrlich: Ist es nicht genau das, wonach wir alle suchen? Ein bisschen mehr Verbundenheit, ein bisschen mehr Nähe. Die beginnt oft mit einem kleinen, ausgeschriebenen Wort.