Es ist doch erstaunlich, wie sehr wir uns oft selbst in den Mittelpunkt unserer kleinen, eigenen Welt rücken. Da wird jedes Wort, das wir sagen, auf die Goldwaage gelegt, jedes vermeintliche Missgeschick zu einer Tragödie aufgeblasen, und jede Entscheidung fühlt sich an, als hinge das Schicksal des Universums daran. Dabei gibt es eine wunderbare Wahrheit, die uns allen das Leben leichter machen könnte: Es ist okay, nicht alles so ernst zu nehmen – vor allem sich selbst.

Man stelle sich doch einmal vor, wie absurd das Leben eigentlich ist. Wir bewegen uns auf einem winzigen blauen Planeten durch einen unendlichen Kosmos, der weder Anfang noch Ende kennt, und dennoch regen wir uns darüber auf, ob wir bei einem Meeting den richtigen Eindruck hinterlassen haben. Natürlich ist es wichtig, Verantwortung zu übernehmen und sich Mühe zu geben. Doch wer hat je gesagt, dass das Leben ein perfektes Theaterstück sein muss, in dem jeder Satz sitzt und jede Szene makellos ist?

Es gibt diesen Moment, den jeder kennt: Man sitzt im Auto, hat gerade im Supermarkt an der Kasse einen Moment völliger Verwirrung erlebt, weil man nicht wusste, wo das Kleingeld geblieben ist, und denkt im Nachhinein, die Kassiererin halte einen nun für komplett inkompetent. Aber ganz ehrlich – wie oft denkst du an den letzten Kunden, der vielleicht ein ähnliches Chaos veranstaltet hat? Richtig. Nie. Vielleicht ist das der erste Schritt: zu verstehen, dass die Welt sich nicht um uns dreht und niemand so genau hinsieht, wie wir uns das manchmal einbilden.

Psychologen sagen, dass die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, ein Zeichen emotionaler Reife ist. Wer in der Lage ist, die eigene Menschlichkeit anzuerkennen – inklusive all der Fehler, Macken und Peinlichkeiten –, dem fällt es leichter, resilient zu sein. Humor hilft uns, das Unerwartete zu bewältigen, es aus einer anderen Perspektive zu betrachten und die Schärfe aus unangenehmen Situationen zu nehmen. Stell dir doch mal vor, wie langweilig ein Leben wäre, in dem immer alles glattliefe! Genau diese holprigen Momente machen uns aus und bleiben oft die Geschichten, über die wir später am lautesten lachen.

Ein Beispiel: Ein Freund erzählte einmal, wie er sich in einem Meeting mutig zu Wort meldete, um einen komplizierten Fachbegriff zu erklären, nur um dann festzustellen, dass er ihn komplett falsch verstanden hatte. Die erste Reaktion? Scham und Selbstvorwürfe. Aber am Ende war es der Lacher der Woche im Büro, und er wurde nicht etwa ausgelacht, sondern herzlich angenommen. Denn wer wagt, zu scheitern, und das mit Humor trägt, gewinnt oft mehr Respekt als jemand, der krampfhaft versucht, perfekt zu erscheinen.

Auch die Wissenschaft zeigt, wie wertvoll Leichtigkeit sein kann. Studien über Glück und Wohlbefinden weisen darauf hin, dass Menschen, die sich selbst nicht so ernst nehmen, seltener gestresst sind. Sie entwickeln eine Art psychologischen Schutzschild gegen den Druck, perfekt sein zu müssen, und gehen entspannter durchs Leben. Manchmal ist es sogar gesund, einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen, ob die Sache, über die man sich gerade aufregt, in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr noch irgendeine Bedeutung hat. Meistens lautet die Antwort: Nein.

Die Fähigkeit, über sich selbst zu schmunzeln, ist wie ein Muskel, den man trainieren kann. Es beginnt mit kleinen Schritten. Statt sich im Spiegel kritisch zu mustern und jede Falte oder jedes graue Haar zu verfluchen, könnte man den Gedanken zulassen: „Ach, diese Stirnfalte? Die habe ich mir in all den spannenden Diskussionen verdient, die ich geführt habe.“ Oder wenn man zum fünften Mal an einem Tag denselben Fehler macht, könnte man sich selbst augenzwinkernd einen „Meister der Repetition“ nennen, statt sich dafür zu geißeln. Das Leben wird unweigerlich leichter, wenn man beginnt, den eigenen Perfektionsanspruch gegen ein kleines Augenzwinkern einzutauschen.

Wir alle haben diese Momente, in denen wir uns wünschen, das Gesagte ungeschehen zu machen, sei es der peinliche Versprecher in einer Präsentation oder die missglückte Pointe beim Familienessen. Doch genau diese vermeintlichen Schwächen machen uns liebenswert. Die Menschen um uns herum erinnern sich oft weniger an die Fehler, sondern vielmehr an die Art, wie wir damit umgehen. Selbstironie ist ein unschätzbares Werkzeug, das uns nicht nur sympathischer, sondern auch menschlicher macht.

Wenn man es genau betrachtet, ist das Leben viel zu kurz, um sich an der Idee aufzuhängen, immer alles richtig machen zu müssen. Die besten Erinnerungen entstehen oft aus chaotischen Momenten. Niemand erzählt später mit leuchtenden Augen von dem Abend, an dem alles reibungslos verlief, sondern von dem, an dem der Kuchen im Ofen verbrannte und man stattdessen improvisierte – und einen der schönsten Abende hatte.

Also, warum nicht öfter mal die Krawatte ablegen, den Stock aus dem eigenen Rücken ziehen und sich erlauben, einfach zu sein? Wer den Mut hat, sich selbst nicht so ernst zu nehmen, entdeckt eine Freiheit, die keine äußeren Umstände je rauben können. Denn am Ende des Tages sind wir alle ein bisschen chaotisch, ein bisschen unvollkommen und genau dadurch: wunderbar menschlich.

Von Kamuran Cakir

Aus einem anderen Blickwinkel

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