Es gibt diese kleinen Aufgaben, die in ihrer Einfachheit beinahe beleidigend wirken: Eine App herunterladen, sich anmelden, ein Passwort vergeben. Ein Kinderspiel, könnte man meinen. Doch für manche Menschen stellen genau diese scheinbar unbedeutenden Schritte unüberwindbare Hürden dar. Es ist, als ob der Gedanke an den nächsten Klick, an das Eintippen der nächsten Information, einen inneren Widerstand auslöst, der größer ist als die Aufgabe selbst. Manchmal spürt man beinahe den Puls beschleunigen, wenn der Download-Balken voranschreitet. Aber warum?
Die Antwort liegt in etwas, das wir selten laut aussprechen: Angst. Nicht die Art von Angst, die uns nachts wach hält oder vor einer Prüfung zitternd dastehen lässt, sondern eine leise, nagende Furcht, die an Selbstzweifeln knabbert. Was, wenn ich etwas falsch mache? Was, wenn ich die falsche App erwische? Was, wenn plötzlich eine Abbuchung erfolgt, die ich gar nicht wollte? Diese Fragen sind real. Und sie treiben die Menschen in einen Zustand der Lähmung, der von außen betrachtet fast absurd erscheint, doch im Inneren ein mächtiges Hindernis ist.
Vielleicht hat diese Angst viele Gesichter. Manche fürchten sich vor Blamage. Der Gedanke, jemand könnte sie beobachten, wie sie sich umständlich durch Menüs klicken, falsch tippen oder eine Anweisung nicht verstehen, ist ihnen unangenehm. „Was, wenn ich wie ein Trottel aussehe?“ Dieser Satz hallt in ihrem Kopf nach und hält sie davon ab, überhaupt anzufangen. Andere wiederum haben Sorge, etwas zu verlieren. Es geht nicht immer um große Summen, manchmal reicht die Angst vor ein paar Euro, die durch einen unbedachten Klick verschwinden könnten. Dann gibt es diejenigen, die einfach keinen Bezug zur Technik haben. Für sie fühlt sich eine digitale Oberfläche an wie ein verschlossenes Buch ohne Schlüssel.
Was sie alle verbindet, ist das Gefühl, nicht in Kontrolle zu sein. Kontrolle ist ein mächtiger Motivator in unserem Leben. Wenn wir das Gefühl haben, die Dinge im Griff zu haben, blühen wir auf. Aber sobald Unsicherheit ins Spiel kommt, wird selbst die einfachste Aufgabe zur Qual. Es ist wie Autofahren in einer fremden Stadt, ohne Navi, bei Nacht. Die Orientierung fehlt, und plötzlich ist man verloren.
Diese Menschen sind keine Ausnahme. Jeder von uns hat solche Momente erlebt. Vielleicht nicht bei einer App, aber bei etwas anderem: dem Versuch, ein kompliziertes Rezept zu kochen, eine Steuererklärung auszufüllen oder sich das erste Mal in ein Fitnessstudio zu wagen. Es ist dieses unangenehme Ziehen im Magen, das uns flüstert: „Lass es lieber.“
Doch warum fühlen sich manche von uns stärker davon betroffen als andere? Die Wissenschaft zeigt, dass unser Gehirn auf Erfolgserlebnisse programmiert ist. Je häufiger wir etwas schaffen, desto sicherer fühlen wir uns beim nächsten Mal. Doch wer nie den ersten Schritt wagt, bleibt in der Schleife der Unsicherheit gefangen. Es ist ein Teufelskreis: Angst führt zu Vermeidung, Vermeidung verhindert Erfolg, und ohne Erfolg bleibt die Angst.
Es ist leicht, diesen Menschen Ratschläge zu geben: „Trau dich einfach“ oder „Das ist doch nicht schwer!“ Aber solche Worte sind oft wenig hilfreich. Es ist, als würde man jemandem mit Höhenangst raten, doch einfach die Aussicht zu genießen. Was wirklich hilft, ist ein kleiner Schritt. Kein großer Sprung, kein tiefes Eintauchen, sondern ein leiser, sicherer Anfang. Vielleicht ist es das Anmelden bei einer App mit einem Freund an der Seite. Oder das Ausprobieren in einem geschützten Raum, ohne Angst vor Bewertung.
Die Wahrheit ist, dass wir alle diese unsichtbaren Hürden haben. Sie verstecken sich in alltäglichen Aufgaben und begegnen uns oft, wenn wir sie am wenigsten erwarten. Doch jedes Mal, wenn wir sie überwinden, ein kleines bisschen Mut aufbringen, gewinnen wir ein Stück Kontrolle zurück. Und mit der Kontrolle kommt das Selbstvertrauen. Vielleicht bleibt die Angst, aber sie wird kleiner. Und eines Tages merken wir, dass der Klick auf „Herunterladen“ nur noch ein Klick ist – nicht mehr und nicht weniger.
