Es gibt Menschen, die scheinbar unerschütterlich sind. Während die Welt um sie herum ins Chaos stürzt, während Pläne platzen, Krisen wüten und Unsicherheiten sich auftürmen, behalten sie eine gewisse Leichtigkeit. Sie nehmen das Leben ernst, ja, aber nicht so schwer. Sie jammern nicht endlos über das, was nicht mehr geht, sondern finden neue Wege. Wenn sie auf Hindernisse stoßen, sehen sie nicht nur das Problem, sondern auch die Herausforderung. Und wenn das Leben ihnen Zitronen gibt, dann zögern sie nicht lange – sie machen Limonade.

Wissenschaftler haben dafür einen Begriff: Playfulness. Man könnte es als Verspieltheit übersetzen, aber das trifft es nur halb. Es geht nicht um Albernheiten oder kindliches Verhalten. Es geht um eine Haltung, die Offenheit, Kreativität und Flexibilität verbindet. Menschen mit dieser Einstellung sehen das Leben nicht als einen starren Plan, sondern als ein Spiel mit Möglichkeiten. Sie sind nicht naiv oder realitätsfremd – im Gegenteil. Sie nehmen Herausforderungen an, statt sich von ihnen lähmen zu lassen. Sie erkennen die Ernsthaftigkeit einer Situation, aber sie lassen sich davon nicht unterkriegen.

Man hat das während der Pandemie besonders gut beobachten können. Während viele sich in der Unsicherheit verloren, blieben einige erstaunlich widerstandsfähig. Nicht, weil sie weniger betroffen waren. Nicht, weil sie die Risiken ignorierten. Sondern weil sie anders damit umgingen. Sie fanden kreative Lösungen für den Alltag, entdeckten neue Möglichkeiten, sich mit anderen zu verbinden, und sahen selbst in dieser belastenden Zeit noch Chancen für Wachstum. Statt sich von der Isolation besiegen zu lassen, erfanden sie neue Rituale, neue Routinen, neue Wege, Freude zu finden.

Was also macht diese Menschen aus? Sie haben einen Blick für das Positive – nicht im Sinne von toxischer Positivität, die alles Schwere ausblendet, sondern als bewusste Entscheidung: Ja, es ist schwierig, aber wo sind meine Handlungsspielräume? Sie akzeptieren, dass das Leben unvorhersehbar ist, aber statt sich darüber zu beklagen, sehen sie es als Herausforderung. Sie fragen sich nicht „Warum passiert mir das?“, sondern „Was kann ich daraus machen?“.

Das Faszinierende daran ist, dass Playfulness nicht einfach eine Charaktereigenschaft ist, mit der man geboren wird. Man kann sie trainieren. Es beginnt mit kleinen Veränderungen: Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten. Die Routine aufbrechen. Mit Humor auf eigene Fehler reagieren. Spielerisch denken, auch in ernsten Momenten. Sich daran erinnern, dass keine Situation so festgefahren ist, dass man nicht doch noch eine kreative Lösung finden könnte.

Vielleicht bedeutet das, eine verpasste Reise in einen spannenden Heimaturlaub zu verwandeln. Vielleicht heißt es, eine berufliche Krise als Chance für neue Wege zu sehen. Vielleicht reicht es schon, wenn man sich erlaubt, in schwierigen Momenten auch mal zu lachen. Denn wer das Leben mit mehr Leichtigkeit nimmt, gibt ihm auch mehr Raum für Möglichkeiten.

Das Leben bleibt unberechenbar, keine Frage. Aber eines ist sicher: Wer sich ein wenig Playfulness bewahrt, wer offen bleibt für neue Wege, der wird nicht nur widerstandsfähiger – er wird auch mehr Freude daran haben, dieses Spiel namens Leben zu spielen.

Von Kamuran Cakir

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