Da sitzt man nun also mit dem Weinglas in der Hand, die Woche war lang, der Kopf voll, das Herz vielleicht auch. Es ist Freitagabend, der Moment scheint perfekt: ein paar Freunde, ein bisschen Musik, ein bisschen Alkohol. Und doch enden genau solche Abende manchmal in Tränen, Streit oder völligem Blackout. Während andere einfach beschwingt nach Hause spazieren, das Leben lachend umarmen und am nächsten Morgen frisch wie der Morgentau aufwachen, schleppen sich einige mit Reue, zerbrochenem Handy und riesigem Filmriss durch den Samstag. Aber warum ist das so?
Alkohol ist in unserer Gesellschaft eine Art Stimmungsmacher mit eingebautem Risiko – das weiß jeder, der schon einmal über die Stränge geschlagen hat. Doch es ist nicht nur der Alkohol selbst, der bestimmt, wie der Abend endet. Es ist auch das Gefühl, das wir mitbringen, bevor wir zum Glas greifen. Wer mit einem Rucksack voller Sorgen, Frust oder Einsamkeit trinkt, hat tatsächlich ein höheres Risiko, dass der Abend aus dem Ruder läuft. Die Wissenschaft bestätigt das inzwischen deutlich – aber das Spannende ist: Nicht nur schlechte Laune bringt Probleme, sondern auch fehlende gute Laune.
Manche Menschen haben eine besondere Fähigkeit, schöne Momente in sich aufzunehmen, wie ein Schwamm, der Sonnenstrahlen speichert. Ein nettes Gespräch, ein Lied, ein Erfolg in der Uni oder einfach ein lustiger Moment – sie genießen das wirklich. Diese innere Fähigkeit zum „Genießen können“ schützt sie anscheinend auch, wenn sie trinken. Während andere betrunken mit dem Ex streiten oder plötzlich das Gefühl bekommen, unbedingt auf einem Autodach tanzen zu müssen, bleiben sie geerdet. Nicht, weil sie mehr trinken können – sondern weil sie anders fühlen.
Und das macht den entscheidenden Unterschied. Wer seine eigenen Gefühle versteht und mit ihnen umgehen kann, scheint besser durch den Rausch zu navigieren. Nicht wie ein Roboter, sondern wie jemand, der weiß: Heute geht’s mir nicht gut – ich halte lieber mal inne. Oder: Ich bin gut drauf, aber ich muss mich nicht komplett vergessen.
Ein bisschen klingt das nach Magie, ist aber pure Psychologie. Menschen mit eher positiver Grundhaltung geraten beim Trinken seltener in Schwierigkeiten. Nicht, weil sie naiv sind oder ständig grinsen – sondern weil sie gelernt haben, mit sich selbst gut umzugehen. Die Stimmung, die wir mitbringen, wirkt also wie ein unsichtbares Sicherheitsnetz.
Was bedeutet das für uns? Vielleicht, dass wir aufhören sollten, Alkohol als Rezept gegen Sorgen zu sehen. Oder als Eintrittskarte in einen besseren Abend. Denn wenn das Gefühl vorher schon wackelt, wird der Drink es nicht stabilisieren – im Gegenteil. Wer dagegen schon nüchtern eine gewisse Leichtigkeit, Dankbarkeit oder innere Ruhe mitbringt, scheint seltener den Absturz zu erleben, selbst wenn es beim Feiern hoch hergeht.
Natürlich ist niemand immer nur fröhlich. Aber wir können lernen, den Moment zu genießen – auch ohne Alkohol. Und wenn er dann doch mal dazugehört, weil wir anstoßen wollen oder den Mut für den Tanz aufbringen möchten, dann ist das okay. Es geht nicht ums Verteufeln, sondern ums Verstehen.
Vielleicht ist der wichtigste Drink des Abends also gar nicht der, den wir in der Hand halten – sondern der, den wir innerlich mit uns selbst anstoßen: auf ein bisschen mehr Selbstwahrnehmung, auf echte Freude statt gespieltem Spaß. Denn wer sich selbst gut kennt, hat auch mit Alkohol die besseren Abende. Und manchmal reicht das schon, um aus einem riskanten Glas einen runden Abend zu machen.

„Nicht der Alkohol entscheidet den Abend – sondern die Stimmung, mit der wir ihn beginnen.“ (K.S.C.)