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Es beginnt oft schleichend, ohne dass man es kommen sieht. Man weißnicht, wann es soweitkommen konnte. Wie kann man an diesem Punkt stehen? An diesem Punkt, an dem man ein Blick auf das Handy wirft und feststellt, dass niemand geschrieben hat. Da macht man einen Spaziergang durch die Stadt und sieht überall Grüppchen, Paare, Menschen, die miteinander reden, lachen, diskutieren – und man selbst läuft daran vorbei wie durch eine Glasscheibe. Zwar hat niemand einen bewusst ausgeschlossen, doch das Gefühl, nicht dazuzugehören, klebt an einem wie feiner Staub, den man nicht mehr loswird.

Einsamkeit ist längst kein Randthema mehr. Und sie taucht nicht nur in Seniorenheimen auf, sondern auch mitten in vollen Klassenzimmern, in WGs, in Großraumbüros und in Cafés, die so hip sind, dass man glauben könnte, hier würden Menschen nur aus Freude am Zusammensein aufeinandertreffen. Aber allzu oft bleibt zwischen Menschen ein unsichtbarer Abstand, den viele gar nicht erkennen.

Schließlich bestätigt die Forschung dies auch: Nie zuvor gab es in diesem Land so viele Menschen, die allein leben, nie zuvor fühlten sich so viele trotz Nähe fremd. Die sozialen Netzwerke liefern uns endlos Bilder anderer Leben, doch die echten Begegnungen verlernen wir dabei immer mehr.

Besonders die Jüngeren spüren das. Wer glaubt, nur der Ruhestand bringe stille Tage, liegt eindeutig falsch. Zwischen Schulabschluss, Ausbildung und ersten Jobs klafft oft ein Loch, das früher durch Cliquen, Vereine oder regelmäßige Treffen gefüllt war. Heute scrollt man sich durch Bilder anderer und fragt sich im Stillen, warum niemand fragt, ob man mitkommt. Nicht selten folgen schlechtere Noten, fehlende Motivation, Rückzug. Die Wissenschaft spricht davon, dass Einsamkeit das Gehirn belastet wie Stress, dass sie die Konzentration senken und die Stimmung verdunkeln kann.

So gibt es auch noch eine dunkle politische Seite. Wer sich abgekoppelt fühlt, sucht manchmal nach Halt in Ideen, die stark, einfach und laut erscheinen. Und wo niemand zuhört, klingt jedes Versprechen plötzlich verlockend. Das heißt zwar nicht, dass Einsamkeit automatisch in gefährliche Bahnen führt, doch sie öffnet Türen für Gefahren und für das Abdriften,  die manipulative Menschen für sich zum Vorteil zu nutzen wissen.

Und dann sind da auch noch die Orte, die uns formen. Wer in einem Viertel wohnt, in dem man jeden Weg nur mit Bus oder Auto erreicht, in dem es keine grünen Plätze gibt, keine Bänke, kein kleines Café zum Sitzen und Reden, spürt schneller diese innere Leere. Denn die Umgebung färbt die Seele. So berichten Menschen, die oft allein sind, dass selbst die vertrauten Straßen grauer wirken, als hätten sie ein Stück Licht verloren.

Auch die Lebensmitte zeigt Risse. Während viele denken, mit 50 sei man gefestigt, Familie, Arbeit, Freunde – alles da –, zeigen neue Untersuchungen: In diesen Jahren melden sich Einsamkeitsgefühle besonders häufig. Der Job verliert vielleicht an Sinn, alte Freundschaften verlaufen sich, die Kinder gehen eigene Wege. Plötzlich sitzt man da, sieht das eigene Leben im Spiegel und stellt fest, dass Stille nicht immer friedlich ist.

Eigentlich ist Einsamkeit kein kleiner Makel, sondern ein gesellschaftliches Phänomen. Sie ist leise, manchmal schmerzhaft laut und sie macht uns vorsichtig und verletzlich. Doch sie erinnert uns auch daran, wie kostbar echte Verbindung ist. Dabei liegt der Schlüssel oft in winzigen Momenten: ein Gespräch mit der Nachbarin im Treppenhaus, ein kurzer Austausch mit einem Kollegen, ein Hobbykurs, in dem man merkt, dass jemand dieselbe Leidenschaft teilt und so manches mehr. Denn Gemeinsames schafft Klebstoff, das zeigt unwiderruflich jede Studie.

Darum lohnt es sich, die Komfortzone zu dehnen, auch wenn der erste Schritt wie eine Expedition ins Unbekannte wirkt. Vielleicht ist da draußen nicht sofort der beste Freund, aber vielleicht jemand, der sagt: „Komm, lass uns was trinken gehen.“ Und manchmal reicht schon das, um den Staub von der Seele zu pusten und sich wieder lebendig zu fühlen.

Von Francis Tonleu

Francis Tonleu ist ein vielseitiger Finanzberater, Paralympischer Athlet, Autor und Journalist. Als Finanzberater hilft er seinen Klienten, ihre finanziellen Ziele sicher zu erreichen. Parallel dazu hat er als Spitzensportler im Sitzvolleyball international Erfolge gefeiert, darunter Top-Platzierungen bei den Europameisterschaften und Paralympischen Spielen. Neben seiner beruflichen und sportlichen Karriere ist Francis auch als Autor und Journalist tätig. In seinen Werken verbindet er historische Weisheiten mit aktuellen Herausforderungen und motiviert seine Leser, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Sein beeindruckender Lebensweg inspiriert in vielen Bereichen und zeigt, wie man durch Disziplin und Engagement in verschiedenen Feldern gleichzeitig erfolgreich sein kann. (francistonleu@presse.press)