Manchmal hört sich die Partnersuche an wie ein Geschäftsgespräch, nur dass der Konferenzraum durch ein Café ersetzt wird und die Verhandlungsgrundlage nicht Zahlen und Verträge sind, sondern Körpergröße, Einkommen oder das Alter. Was oberflächlich klingt, hat in Wahrheit einen tieferen Ursprung. Schon seit Jahren weisen psychologische und evolutionsbiologische Studien darauf hin, dass Menschen unbewusst bestimmte Kriterien im Blick haben, wenn sie sich auf jemanden einlassen. Frauen achten eher auf Sicherheit, Stabilität und Status, Männer stärker auf Jugend, Gesundheit und Ausstrahlung. Das klingt nüchtern, aber es steckt mehr dahinter als bloß kalte Berechnung.
Die Wahrheit ist nämlich, dass unser Blick auf Liebe und Partnerschaft irgendwo zwischen romantischer Sehnsucht und ökonomischem Kalkül pendelt. Wer kennt schließlich nicht das Grübeln im Freundeskreis, wenn jemand den neuen Partner vorstellt? Ist er erfolgreich, ist sie zu jung, passt das überhaupt zusammen? Hinter solchen Fragen steckt nicht unbedingt Bösartigkeit, sondern ein Spiegel unserer eigenen Vorstellungen von „Marktwert“. Dieses Wort wirkt brutal, beschreibt aber ziemlich genau, wie wir uns in der heutigen Datingwelt oft fühlen, nämlich als Teilnehmer auf einem überfüllten Marktplatz, auf dem Swipe-Bewegungen am Smartphone über Nähe oder Distanz entscheiden.
Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass Liebe nie nur aus diesen Faktoren besteht. Jeder, der schon einmal völlig überraschend für jemanden entflammt ist, der gar nicht ins vermeintliche Raster passte, weiß, dass Chemie und emotionale Resonanz sich nicht berechnen lassen. Und dennoch bleibt die Forschung eindeutig, wonach Körpergröße, Attraktivität, Vermögen oder Alter uns beeinflussen, ob wir jemanden überhaupt in Betracht ziehen oder nicht. Doch was dann passiert, entzieht sich jeder Formel. Aber ausgerechnet diese Unvorhersehbarkeit macht letztlich jede Beziehung so spannend.
Interessant ist, wie sehr wir in unsere Körper investieren, als seien sie Aktien, die steigen müssen, um unseren Wert zu erhöhen. Fitnessstudio, Schönheitsoperationen, teure Kleidung und vieles mehr. All das ist längst nicht mehr nur Ausdruck von Eitelkeit, sondern oft auch ein Versuch, auf diesem unsichtbaren Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Wer ehrlich ist, ertappt sich vielleicht selbst beim Gedanken, ob ein kleiner „Upgrade“ an der richtigen Stelle die Chancen erhöhen könnte. Dabei vergessen wir leicht, dass auch diese Investitionen kein Garant für Glück sind, sondern nur eine Eintrittskarte in das Spiel, das am Ende andere Regeln schreibt.
Was uns der Blick auf die Liebe im Jahr 2025 also zeigt, ist eine merkwürdige Doppelbewegung. Auf der einen Seite dominiert die Logik des Nutzens in Bezug auf Sicherheit, Attraktivität und Statussymbole. Auf der anderen Seite entzieht sich das, was wir wirklich suchen, jeder Berechnung, nämlich das Gefühl, gesehen, verstanden und berührt zu werden. Vielleicht liegt genau darin der Zauber. Denn auch wenn wir versuchen, die Liebe wie eine Gleichung zu behandeln, bleibt sie ein Rätsel, das uns immer wieder überrascht. Wer weiß, vielleicht macht gerade dieser Widerspruch zwischen Verstand und Herz den Reiz aus, der uns trotz aller Risiken immer wieder dazu bringt, in jemanden zu investieren.
