Jeder von uns hat das schon erlebt: Man steht in einer geselligen Runde, sieht ein bekanntes Gesicht und der Name liegt einem geradezu auf der Zunge – und doch bleibt er ungreifbar. Oder der Moment, in dem man das ganze Haus nach den vermeintlich verlorenen Autoschlüsseln absucht, um dann zu bemerken, dass sie die ganze Zeit in der eigenen Hand lagen. Solche Momente, in denen uns unser Gedächtnis einen Streich spielt, werden oft scherzhaft als „Schusselfaktor“ bezeichnet. Sie können humorvoll, peinlich oder einfach nur verwirrend sein. Aber was spielt sich in unserem Gehirn ab, wenn solch unerwartete Gedächtnisaussetzer auftreten?
Wissenschaftlich betrachtet sind diese kleinen Aussetzer oft das Ergebnis einer kurzen Ablenkung oder Überlastung unseres Arbeitsspeichers. Das Gehirn, insbesondere der präfrontale Kortex, ist für das kurzfristige Speichern von Informationen und die Koordination von Gedanken und Handlungen zuständig. Wenn jedoch zu viele Informationen gleichzeitig verarbeitet werden oder wenn wir abgelenkt sind, können Details verloren gehen oder Handlungen werden falsch koordiniert. Ein Beispiel hierfür ist das Phänomen des „Zimmereffekts“, bei dem wir einen Raum mit einem bestimmten Ziel betreten, nur um plötzlich zu vergessen, warum wir überhaupt dorthin gegangen sind. Dies passiert oft, weil das Überschreiten der Türschwelle eine Unterbrechung darstellt und unser Gehirn die vorherige Aufgabe „löscht“.
Es gibt jedoch auch komplexere neurologische Prozesse im Spiel. Manchmal können neuronale Schaltkreise, die für bestimmte Gedächtnisinhalte oder Handlungen zuständig sind, vorübergehend blockiert werden, was zu solchen Flüchtigkeitsfehlern führt.
Doch wie kann man diesen kleinen mentalen Stolpersteinen am besten vorbeugen? Zum einen hilft es, sich regelmäßig geistig zu fordern und das Gehirn zu trainieren, etwa durch Rätsel, Lesen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten. Dies kann die allgemeine Gehirnfunktion und die neuronale Plastizität verbessern. Zum anderen sind Achtsamkeit und das bewusste Leben im Moment Schlüsselstrategien. Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt richten und Multitasking vermeiden, können wir die Kapazität unseres Arbeitsspeichers optimieren und so den Schusselfaktor minimieren.
Letztlich sind solche kleinen Aussetzer jedoch ein natürlicher Teil des menschlichen Daseins. Sie erinnern uns daran, dass trotz all unserer Fortschritte und Fähigkeiten unser Gehirn ein faszinierend komplexes und manchmal unvorhersehbares Organ bleibt.