In der menschlichen Interaktion spielen die Konzepte der Selbstinszenierung und der Selbsttäuschung eine wesentliche Rolle. Wir alle haben ein Idealbild von uns selbst, das wir der Welt präsentieren möchten. Dieses Bild ist häufig eine optimierte Version unserer selbst, die unsere besten Eigenschaften betont und Schwächen minimiert. Die Motivation dahinter ist vielschichtig; sie kann von dem Wunsch nach Anerkennung bis hin zum Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit reichen. Dies führt uns zu dem, was Psychologen als „metaperspektive“ bezeichnen – unsere Vorstellungen davon, wie andere uns sehen.
Die Diskrepanz zwischen dem, wie wir wahrgenommen werden möchten und wie wir tatsächlich wahrgenommen werden, ist oft beträchtlich. Die Selbstinszenierung kann durch die Brille der Selbsttäuschung getrübt werden – wir überzeugen uns selbst davon, dass andere uns so sehen, wie wir gesehen werden möchten, auch wenn es gegenteilige Hinweise gibt. Dieser blinde Fleck in unserer Selbstwahrnehmung kann durch kognitive Dissonanz erklärt werden, bei der wir widersprüchliche Informationen meiden oder umdeuten, um unser Selbstbild aufrechtzuerhalten.
Dieses Phänomen wird noch komplexer, wenn wir bedenken, dass wir uns häufig so sehr mit unserem Idealbild identifizieren, dass wir Abweichungen davon nicht erkennen wollen. Selbst wenn andere uns Feedback geben, das nicht mit unserem Selbstbild übereinstimmt, können wir dieses ignorieren oder rationalisieren. In solchen Momenten können Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung zu parallelen Realitäten werden, die kaum noch Berührungspunkte haben.
Die Psychologie erklärt, dass diese Selbsttäuschung teilweise eine Schutzfunktion hat. Sie bewahrt uns vor Schmerz und Enttäuschung und hält unser Selbstwertgefühl stabil. Jedoch birgt sie auch das Risiko, dass wir uns von der sozialen Realität und den Menschen um uns herum entfremden.
Um eine ausgewogene Selbstwahrnehmung zu erreichen, ist es notwendig, eine gewisse Offenheit für externe Perspektiven zu entwickeln und gleichzeitig eine kritische Selbstreflexion zu pflegen. Dies ist ein lebenslanger Prozess, der Mut erfordert – den Mut, sich den eigenen Schwächen zu stellen und das eigene Selbstbild kontinuierlich zu hinterfragen. Nur so kann die Kluft zwischen Selbstinszenierung, Selbstwahrnehmung und der Wahrnehmung durch andere verringert werden, um ein authentisches und erfülltes soziales Dasein zu ermöglichen.