Es ist durchaus möglich, dass jemand absichtlich eine unauthentische Selbstpräsentation liefert, wohlwissend, dass dies zu einer verzerrten Fremdwahrnehmung führt. Dies kann aus Profitgedanken oder strategischen Gründen geschehen, wo der persönliche, materielle oder soziale Gewinn als höherwertig erachtet wird als die Authentizität der eigenen Darstellung. In solchen Fällen ist sich der Selbstdarsteller der Diskrepanz vollkommen bewusst und nimmt die eventuellen negativen Konsequenzen für die Beziehung zum Fremdwahrnehmer bewusst in Kauf.
Diese Vorgehensweise kann insbesondere in kompetitiven Umgebungen oder in Situationen, in denen es um hohe Einsätze geht, wie in der Politik, im Geschäftsleben oder in der Unterhaltungsindustrie, beobachtet werden. Die Person, die sich unauthentisch präsentiert, mag sich auf die Berechnung verlassen, dass der andere Teil aus verschiedenen Gründen nicht weiter in die Tiefe gehen wird – sei es aus Mangel an Energie, Ressourcen oder Interesse, die Wahrheit herauszufordern.
Wenn der Fremdwahrnehmer resigniert und die Diskussion nicht weiterführt, ohne überzeugt zu sein, kann der Selbstdarsteller dies fälschlicherweise als Zustimmung oder Akzeptanz seiner Darstellung interpretieren. Für den Selbstdarsteller könnte dies kurzfristig als taktischer Sieg erscheinen, da er seinen Willen durchgesetzt hat. Jedoch ist dies eine trügerische Wahrnehmung, da die Zustimmung nicht auf echter Überzeugung basiert. Langfristig kann dies zu einem Verlust an Glaubwürdigkeit und Vertrauen führen, und die Beziehung zwischen dem Selbstdarsteller und dem Fremdwahrnehmer kann ernsthaft beschädigt werden.
In solchen Fällen wird oft die Integrität der Selbstdarstellung für kurzfristigen Gewinn geopfert. Dies kann zwar in bestimmten Kontexten und über eine gewisse Zeit hinweg ‚erfolgreich‘ sein, birgt aber das Risiko, dass die Wahrheit letztendlich ans Licht kommt und die Folgen dann umso gravierender sind.
Die absichtliche Präsentation einer unauthentischen Selbstdarstellung, die bewusst eine verzerrte Fremdwahrnehmung in Kauf nimmt, ist ein komplexes Phänomen, das tief in der menschlichen Psychologie und sozialen Strategie verwurzelt ist. Personen, die sich dieser Taktik bedienen, operieren oft nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung, wobei der unmittelbare oder langfristige Nutzen höher gewichtet wird als die moralischen oder ethischen Kosten.
Im Kern handelt es sich hierbei um eine Form des sozialen Betrugs, der darauf abzielt, die Meinungen, Entscheidungen oder Verhaltensweisen anderer zu manipulieren. Dies kann durch Übertreibung, Verschleierung oder gänzliches Erfinden von Fakten geschehen. Die Motive können vielfältig sein: das Streben nach sozialer Anerkennung, finanziellen Gewinnen, Machterhalt oder -erweiterung oder auch die Vermeidung von Konflikten und negativen Konsequenzen.
Ein Selbstdarsteller in solch einer Situation verlässt sich darauf, dass der Fremdwahrnehmer die Diskrepanz entweder nicht bemerkt, nicht herausfordern kann oder will, oder dass der Fremdwahrnehmer schlichtweg ermüdet und aufgibt. Der Selbstdarsteller interpretiert das Ausbleiben von Widerspruch als implizite Zustimmung oder Akzeptanz seiner Darstellung, was ein gefährliches Selbsttäuschungsmanöver ist.
Diese Dynamik kann in einer Vielzahl von Kontexten auftreten, von persönlichen Beziehungen bis hin zu beruflichen Kontexten. In der Arbeitswelt könnte zum Beispiel ein Manager übertriebene Versprechungen über seine Fähigkeiten oder Erfolge machen, um einen Job zu sichern oder zu behalten. In persönlichen Beziehungen könnte jemand falsche Angaben über seine Vergangenheit oder seinen Lebensstil machen, um attraktiver zu erscheinen.
Die Folgen einer solchen Taktik können weitreichend sein. Kurzfristig mag sie zu dem gewünschten Ergebnis führen, aber langfristig erodiert sie das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit. Wenn die Wahrheit ans Licht kommt – und das ist oft nur eine Frage der Zeit –, kann der Schaden für den Selbstdarsteller erheblich sein. Es kann zu einem Verlust von Respekt, sozialer Isolation oder sogar rechtlichen Konsequenzen führen.
Für den Fremdwahrnehmer kann eine solche ständige Konfrontation mit unauthentischen Darstellungen zu einem Gefühl der Frustration und Machtlosigkeit führen. Sie können das Vertrauen in ihre eigene Urteilsfähigkeit verlieren und zynisch werden, was wiederum ihre Bereitschaft, sich auf andere einzulassen und ihnen zu vertrauen, untergraben kann.
Um solche Dynamiken zu vermeiden, ist es wichtig, auf beiden Seiten eine Kultur der Offenheit und Authentizität zu fördern. Dies kann durch klare Kommunikation, Etablierung von Vertrauen und eine Atmosphäre, in der Ehrlichkeit wertgeschätzt wird, erreicht werden. Wo dies nicht möglich ist, kann es hilfreich sein, Dritte zur Mediation einzubeziehen oder auf formelle Wege der Überprüfung und Rechenschaft zurückzugreifen.