Selbstverliebtheit und Selbstbewusstsein – zwei Seiten einer Medaille, die wir als Narzissmus kennen. Doch ist es nicht so, dass ein Quäntchen Narzissmus in jedem von uns steckt? Ein gesundes Maß an Selbstliebe, das uns vorantreibt und uns hilft, im Leben zu bestehen?

Narzissmus, benannt nach dem Jüngling aus der griechischen Mythologie, der sich unsterblich in sein eigenes Spiegelbild verliebte, ist in der Psychologie ein Begriff für das übermäßige Interesse an der eigenen Person. Doch nicht jeder Blick in den Spiegel ist ein Zeichen von Eitelkeit. Ein gesunder Narzissmus kann uns motivieren, unsere Ziele zu erreichen und stolz auf unsere Leistungen zu sein. Er gibt uns das Selbstvertrauen, das wir brauchen, um Herausforderungen zu meistern und uns selbst zu behaupten.

Aber wie bei allem im Leben kommt es auf das richtige Maß an. Zu viel des Guten kann schnell ins Gegenteil umschlagen. Extremer Narzissmus äußert sich in einem übersteigerten Selbstbild, einem unstillbaren Verlangen nach Bewunderung und einem Mangel an Mitgefühl für andere. Solche Menschen können für ihr Umfeld zur Herausforderung werden, denn sie nehmen sich selbst am wichtigsten und erwarten, dass auch andere sie auf ein Podest stellen.

Wie schützt man sich also vor den negativen Auswirkungen eines übertriebenen Narzissmus? Es beginnt mit dem Erkennen der Anzeichen: eine übermäßige Selbstzentriertheit, Schwierigkeiten, Kritik anzunehmen, und ein manipulatives Verhalten, um die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Der Schlüssel liegt darin, Grenzen zu setzen und sich nicht von der glänzenden Oberfläche blenden zu lassen.

Und wie pflegt man ein gesundes Maß an Narzissmus? Indem man sich selbst kennt und akzeptiert – sowohl die Stärken als auch die Schwächen. Es geht darum, sich selbst zu schätzen, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Ein ausgeglichener Selbstwert, der es uns ermöglicht, sowohl Lob als auch Kritik anzunehmen und daraus zu lernen.

Der Unterschied zwischen einem gesunden und einem schädlichen Narzissmus liegt in der Fähigkeit zur Selbstreflexion und Empathie. Während der gesunde Narzisst in der Lage ist, sich in andere hineinzuversetzen und aus Fehlern zu lernen, bleibt der pathologische Narzisst in seiner eigenen Welt gefangen, unfähig, über den eigenen Schatten zu springen.

In einer Zeit, in der soziale Medien und das Streben nach Anerkennung allgegenwärtig sind, ist es umso wichtiger, ein gesundes Selbstbild zu bewahren. Nutzen wir also den Narzissmus als Antrieb, ohne dabei den Kontakt zur Realität zu verlieren. Denn letztendlich ist es das Gleichgewicht, das uns wachsen lässt, ohne das Ufer aus den Augen zu verlieren.

Von Kamuran Cakir

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