Nicht immer ist es einfach zu erkennen, ob jemand wirklich nur das Beste für dich will oder ob er oder sie eigentlich auf etwas ganz anderes aus ist. Sagen wir mal, es gibt da einen Freund, den man hat, der immer für einen da ist, einem Geschenke macht und auch immer welche  Ratschläge gibt. Das klingt doch toll, oder? Aber was, wenn all diese Nettigkeiten eigentlich dazu dienen, dich zu kontrollieren? Vielleicht fühlt es sich manchmal so an, als würdest du in einem Netz aus Freundlichkeit gefangen sein, das dir kaum noch Luft zum Atmen lässt.

Es könnte so sein, dass es da jemanden gibt, der immer alles für dich erledigt, bevor du überhaupt die Chance hattest, es selbst zu tun. Auf den ersten Blick wirkt das wie eine großartige Unterstützung. Aber was, wenn diese Person jedes Mal erwartet, dass du dich auf eine bestimmte Weise bedankst oder dir immer wieder sagt, wie du deine Dinge zu erledigen hast, dich also bevormundet? Vielleicht erzählt er dir auch ständig, dass er nur das Beste für dich will und deshalb entscheidet, was gut für dich ist. Es könnte sein, dass du irgendwann das Gefühl bekommst, dass du eigentlich gar nicht mehr selbst entscheidest, sondern nur noch machst, was diese Person für richtig hält.

Solche Menschen scheinen auf den ersten Blick nett zu sein, aber sie haben oft eine versteckte Agenda. Sie helfen dir nicht aus reiner Freundlichkeit, sondern erwarten im Gegenzug, dass du dich nach ihren Vorstellungen verhältst. Ein weiteres Beispiel wäre jemand, der dir ständig „hilfreiche“ Ratschläge gibt, auch wenn du nicht darum gebeten hast. Vielleicht sagen sie Dinge wie: „Ich möchte nur, dass du es besser machst.“ Aber wenn diese Ratschläge immer negativ sind oder dich dazu bringen, an dir selbst zu zweifeln, kann das ein Zeichen dafür sein, dass diese Person versucht, dich zu manipulieren.

Es gibt auch Menschen, die ständig um dein Wohlergehen besorgt sind und immer wissen wollen, was du machst. Das mag am Anfang schmeichelhaft sein, aber irgendwann kann es erdrückend werden. Stell dir vor, du erzählst jemandem, dass du ein bisschen Zeit für dich alleine brauchst, und dieser jemand akzeptiert das einfach nicht. Stattdessen drängt er sich immer wieder auf und sagt Dinge wie: „Ich mache mir Sorgen um dich. Lass uns darüber reden.“ Was wie Fürsorge aussieht, kann schnell zu einer Form der Kontrolle werden, bei der du das Gefühl hast, dass du dich ständig rechtfertigen musst.

Ein weiteres Zeichen für versteckte Kontrolle ist, wenn jemand immer versucht, besser als du zu sein. Vielleicht hast du einen Erfolg zu feiern, und diese Person sagt: „Das ist toll, aber ich habe das schon vor Jahren gemacht, und es war viel schwieriger damals.“ Anstatt sich einfach mit dir zu freuen, lenken sie die Aufmerksamkeit auf sich selbst und stellen sicher, dass du weißt, dass sie immer noch „über“ dir stehen.

In manchen Fällen treffen solche Menschen sogar Entscheidungen für dich. Vielleicht merkst du gar nicht, wie oft du auf ihren Rat hörst, bis du irgendwann feststellst, dass du gar nicht mehr selbst entscheidest, sondern nur noch das tust, was sie für richtig halten. Sie sagen vielleicht Dinge wie: „Ich habe das schon für dich organisiert, weil ich wusste, dass du es wolltest.“ Es klingt freundlich, aber in Wirklichkeit haben sie dir die Möglichkeit genommen, selbst zu entscheiden.

Ein wichtiger Aspekt bei der Frage, warum manche Menschen subtil kontrollierend agieren, liegt im tief verwurzelten Bedürfnis nach Kontrolle. Dieses Bedürfnis kann aus Unsicherheiten entstehen, die durch das Kontrollieren anderer kompensiert werden sollen. Solche Personen handeln oft aus Angst, die Kontrolle zu verlieren, und versuchen, ihr Umfeld zu dominieren, ohne dabei offen aggressiv oder manipulierend zu wirken.

Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Gaslighting, eine Manipulationstaktik, bei der eine Person gezielt das Selbstvertrauen und die Wahrnehmung ihres Gegenübers untergräbt. Das Opfer wird so manipuliert, dass es seine eigene Wahrnehmung und Erinnerungen in Frage stellt. Das kann dazu führen, dass es sich zunehmend abhängig von der manipulativen Person fühlt.

In Beziehungen zeigt sich subtile Kontrolle oft durch eine Mischung aus Unterstützung und Bevormundung. Diese Menschen loben ihre Mitmenschen zwar, aber immer mit einem Unterton, der ihnen selbst die Oberhand sichert. Sie möchten entscheiden, was für dich am besten ist, und dir so die Kontrolle über dein eigenes Leben entziehen. Langfristig kann dieses Verhalten zu emotionaler Erschöpfung, Unsicherheit und einem geringen Selbstwertgefühl führen.

Unsere Erziehung und kulturelle Prägung spielen dabei ebenfalls eine Rolle. In Umfeldern, wo Gehorsam und Kontrolle als Tugenden gelten, kann es normal erscheinen, sich selbst zurückzustellen und anderen die Entscheidungsmacht zu überlassen. Wer in solchen Umgebungen aufwächst, kann unbewusst lernen, andere subtil zu manipulieren oder selbst Opfer solcher Manipulation zu werden.

Es ist daher entscheidend, dass du erkennst, wann jemand versucht, dich zu kontrollieren, und klare Grenzen setzt. Indem du selbstbewusst deine eigenen Entscheidungen triffst und dich nicht von vermeintlicher Fürsorge oder Kritik leiten lässt, bewahrst du deine Selbstbestimmung. Echte Unterstützung basiert immer auf Respekt und Gleichberechtigung, nicht auf verdeckter Kontrolle.

Natürlich bedeutet nicht jeder dieser Punkte, dass jemand dich definitiv manipuliert. Manchmal sind Menschen einfach nur besorgt oder wollen helfen. Aber es ist wichtig, auf solche Verhaltensweisen zu achten, damit du nicht irgendwann das Gefühl hast, dass du dein eigenes Leben nicht mehr selbst in der Hand hast. Es ist völlig in Ordnung, nett zu anderen zu sein und Hilfe anzunehmen, aber es ist genauso wichtig, dass du deine eigenen Entscheidungen triffst und weißt, wann jemand möglicherweise versucht, dich subtil zu kontrollieren. Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben, und niemand sollte dir dieses Gefühl nehmen können.

4/2024

Von Kamuran Cakir

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