Es passiert jedem von uns: Man geht in den Supermarkt, um nur eine einzige Sache zu kaufen. Vielleicht ist es der Zucker für den Kuchen, den man gerade backt, oder die Milch für den morgendlichen Kaffee. Voller Überzeugung, dass man wirklich nur diese eine Sache braucht, spart man sich den Griff nach einem Einkaufswagen oder zumindest einem Korb. Doch kaum betritt man die Gänge des Supermarktes, verwandelt sich diese einfache Mission in eine herausfordernde Aufgabe. Am Ende steht man mit sieben Artikeln, die man balancierend in den Armen hält, an der Kasse und fragt sich, wie das wieder passieren konnte.
Doch warum ist das so? Warum können wir uns nicht einfach auf das konzentrieren, was wir ursprünglich kaufen wollten? Die Antwort darauf liegt in einer Mischung aus menschlicher Psychologie, cleverem Marketing und der Art und Weise, wie Supermärkte gestaltet sind.
Zunächst einmal sind wir Menschen Gewohnheitstiere, die sich gerne von äußeren Reizen beeinflussen lassen. Der Supermarkt ist ein Ort, der geradezu dafür geschaffen ist, unsere Sinne zu stimulieren. Da gibt es das frische Brot, dessen Duft uns sofort in die Bäckerei-Ecke lockt. Oder die bunten Verpackungen, die das Auge fangen und uns suggerieren, dass wir dieses oder jenes Produkt unbedingt brauchen. Unsere Sinne sind ständig auf Empfang, und so ist es kein Wunder, dass wir mehr mitnehmen, als wir geplant hatten.
Hinzu kommt die sogenannte „Möglichkeitsfalle“. Man betritt den Supermarkt mit der festen Absicht, nur eine Packung Butter zu kaufen. Doch dann fällt einem ein, dass der Käse auch fast alle ist. Und die Marmelade wäre doch auch wieder schön zum Frühstück. So wird aus einem simplen Einkauf eine Möglichkeit, sich für die kommende Woche bestens einzudecken. Es ist, als würde man den inneren Dialog führen: „Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch gleich…“ Das führt dazu, dass wir uns am Ende mehr Dinge einpacken, als ursprünglich geplant.
Das Layout des Supermarktes spielt ebenfalls eine große Rolle. Es ist kein Zufall, dass die Produkte des täglichen Bedarfs, wie Brot und Milch, oft am Ende des Ladens zu finden sind. Auf dem Weg dorthin passiert man unzählige Regale, die uns mit Angeboten locken. Diese „strategische Platzierung“ sorgt dafür, dass wir, selbst wenn wir nur eine Sache kaufen wollen, an vielen anderen Dingen vorbeikommen, die wir plötzlich auch dringend benötigen.
Was kann man also tun, um diesem Dilemma zu entkommen? Es gibt einige Strategien, die helfen können. Eine Möglichkeit wäre, tatsächlich immer einen Einkaufszettel zu schreiben und sich strikt daran zu halten. Doch das ist leichter gesagt als getan. Man könnte sich auch vornehmen, nur mit Bargeld und nur so viel, wie man für das geplante Produkt benötigt, in den Supermarkt zu gehen. So zwingt man sich, tatsächlich nur das zu kaufen, was man ursprünglich wollte. Oder aber man setzt sich ein festes Limit, wie viele zusätzliche Artikel man maximal mitnehmen darf – zum Beispiel nicht mehr als zwei.
Am Ende bleibt jedoch die Erkenntnis, dass der Supermarkt-Besuch eine Art Abenteuer ist, bei dem man nie ganz genau weiß, wie es ausgeht. Es ist ein Mix aus Überraschung, Versuchung und dem unbewussten Drang, auf alles vorbereitet zu sein. Vielleicht ist das aber auch genau das, was den Reiz eines Supermarktbesuchs ausmacht: Die Möglichkeit, unerwartete Schätze zu entdecken, die das Leben ein kleines bisschen schöner machen – selbst wenn man dafür am Ende an der Kasse mit sieben Sachen jonglieren muss, die man eigentlich gar nicht kaufen wollte.