Manchmal stehen wir vor einem Problem und wünschen uns nichts sehnlicher, als dass es eine schnelle, klare Antwort gäbe. Kein unnötiges Herumwühlen in Details, keine endlosen Wenn-dann-Möglichkeiten – einfach eine Erklärung, die passt. So wie eine alte Jeans, die immer noch bequem sitzt, obwohl sie längst aus der Mode ist. Warum zieht uns diese Einfachheit so magisch an?
Es beginnt mit einem Grundbedürfnis: Wir wollen unsere Energie sparen. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Wer hat schon Lust, für jede Kleinigkeit den sprichwörtlichen „Mount Everest“ zu besteigen? Es ist schlicht effizienter, wenn wir auf eine Erklärung vertrauen können, die klar und leicht verständlich ist. Schließlich gibt es genug andere Herausforderungen im Alltag – wie den Versuch, die neue Kaffeemaschine zu bedienen, ohne sie gleich in die Luft zu jagen.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Einfachheit bedeutet nicht nur weniger Aufwand, sie schafft auch Vertrauen. Wir mögen Erklärungen, die nicht nur logisch sind, sondern sich auch zuverlässig anfühlen. Denken wir an den Alltag: Ein Freund sagt dir, er sei zu spät, weil der Bus wieder nicht kam. Sofort nickst du verständnisvoll. Diese Erklärung ist so vertraut wie die morgendliche Diskussion darüber, ob man wirklich schon aufstehen muss. Würde er hingegen erzählen, ein UFO habe ihn aufgehalten, wäre deine Reaktion eine andere – unabhängig davon, wie sehr du Science-Fiction liebst. Wir vertrauen dem, was häufig vorkommt und sich bewährt hat. Verlässlichkeit macht uns sicher, und Sicherheit macht das Leben einfacher.
Die Sache mit der Einfachheit ist aber auch: Sie macht uns schneller. Wer kennt nicht die endlose Qual des Entscheidens? Nudeln oder Reis? Die blaue oder die schwarze Jacke? Einfache Optionen erleichtern uns diese Wahl. Es ist, als würde jemand sagen: „Nimm die blaue Jacke, sie passt sowieso zu allem.“ Zack, Entscheidung getroffen. Der Gedanke, dass weniger oft mehr ist, wird so zur Lebensphilosophie.
Und doch steckt hinter unserer Liebe zur Einfachheit noch mehr. Sie gibt uns das Gefühl, die Kontrolle zu behalten. Wenn die Dinge kompliziert werden, fühlen wir uns schnell überfordert. Komplexe Erklärungen hinterlassen das Gefühl, irgendwo in einem riesigen Labyrinth festzustecken. Einfache Lösungen hingegen? Die sind wie eine Landkarte mit einem großen roten Punkt: „Hier bist du, hier gehst du hin.“ Es ist diese Klarheit, die uns das Leben ein kleines bisschen leichter macht.
Natürlich hat Einfachheit auch ihre Grenzen. Nicht alles lässt sich in eine hübsche kleine Schachtel packen. Aber das macht nichts. Denn am Ende geht es nicht darum, die Welt in Schwarz und Weiß zu sehen, sondern darum, den Fokus aufs Wesentliche zu legen. Auf das, was uns wirklich weiterbringt. Vielleicht sollten wir uns öfter fragen: Muss es wirklich so kompliziert sein? Die Antwort könnte simpler sein, als wir denken.