Nicht allzulange, und bald stehen schon die Feiertage vor der Tür, und ja, mit ihnen kommt nicht nur die Vorfreude auf festliche Dekorationen und Geschenke, sondern auch ein unsichtbarer Begleiter: der Stress. Zwischen endlosen To-Do-Listen, Familienbesuchen und einem Kalender, der aus allen Nähten platzt, bleibt oft eines auf der Strecke – die Zeit für sich selbst. Dabei ist genau diese Zeit essenziell, um inmitten des Trubels nicht die eigene innere Balance zu verlieren. Sich selbst an erste Stelle zu setzen, mag im ersten Moment wie ein Luxus wirken, doch es ist vielmehr eine Notwendigkeit.
Man könnte meinen, der Körper halte das alles schon irgendwie aus. Doch Stress, vor allem chronischer, ist ein leiser, zäher Gegner. Er nistet sich ein, macht uns ungeduldig, raubt uns die Energie und schlägt irgendwann auf die Gesundheit. In diesen Momenten könnte eine kleine Pause wie ein Zauber wirken – ein tiefes Durchatmen, ein kurzer Augenblick, der nur uns gehört. Was dabei zählt, ist nicht die Länge der Pause, sondern die Qualität. Ein paar Minuten ohne Ablenkung können ausreichen, um den Kopf freizubekommen und den inneren Akku aufzuladen.
Manchmal liegt die Lösung direkt vor uns, und doch übersehen wir sie. Wie oft haben wir schon im Auto gesessen und einfach ins Leere gestarrt? Genau das ist so ein Moment, den wir oft unbewusst genießen, ohne ihm Bedeutung beizumessen. Dabei kann genau diese kurze Zeit, bevor wir die Kinder abholen oder nach Hause gehen, zu einem Ritual werden. Ein bewusster Moment, um durchzuatmen und sich selbst zuzuhören. Es gibt keine Regeln, wie solche Pausen aussehen müssen. Für manche ist es das Sitzen auf einer Parkbank, umgeben von fremden Gesichtern, während andere sich in den Rückzug eines ruhigen Zimmers flüchten.
Ein weiterer Schlüssel zu diesem kleinen Stück Freiheit liegt in der Entscheidung, die digitale Welt für einen Moment auszuschalten. Das Smartphone – unser ständiger Begleiter – zieht oft mehr Energie, als es uns gibt. Die unendlichen Nachrichten, Benachrichtigungen und Updates locken uns in eine Welt, die immer schneller dreht. Doch wie wäre es, das Handy in einem anderen Raum liegen zu lassen? Die Welt dreht sich auch weiter, wenn wir für fünf Minuten nicht erreichbar sind.
Natürlich sind wir nicht alle gleich. Manche Menschen lieben es, inmitten des Trubels allein zu sein – ein Café voller Menschen, aber niemand, der etwas von uns will. Für andere bedeutet „allein sein“ wirklich, allein zu sein. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Der Trick liegt darin, das zu finden, was sich gut anfühlt. Vielleicht ist es ein Spaziergang, vielleicht eine kleine Meditation, vielleicht ein Moment der Achtsamkeit, in dem wir einfach den Atem spüren.
Und was ist mit dem schlechten Gewissen? Ja, das nagt oft an uns, wenn wir uns selbst zur Priorität machen. Doch hier ist die Wahrheit: Sich selbst an die erste Stelle zu setzen, bedeutet nicht, andere zu vernachlässigen. Es bedeutet vielmehr, dass wir nur dann unser Bestes geben können, wenn wir uns selbst gut fühlen. Wer ständig auf Sparflamme läuft, kann irgendwann nichts mehr geben.
Die Feiertage sind eine besondere Zeit, und sie laden uns dazu ein, uns auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Dabei sollte eines ganz oben auf der Liste stehen: wir selbst. Nicht als Egoismus, sondern als Akt der Selbstfürsorge. Denn nur wer sich selbst gut behandelt, kann das Beste aus dieser Zeit herausholen – für sich und für die Menschen, die einem wichtig sind.
Wer sich selbst Zeit schenkt, berührt den Kern seiner Seele und findet in der Stille die Kraft, dem Leben neu zu begegnen. (K. Cakir)