Eine alltägliche Szene wird uns das Thema jetzt etwas näher bringen: Anna, eine engagierte Managerin, erhält die Nachricht, dass ihr wichtigstes Projekt unerwartet abgelehnt wurde. Ein Jahr harter Arbeit scheint vergeblich. Während einige Kollegen erwarten, dass sie zusammenbricht oder zumindest demotiviert wirkt, atmet sie tief durch und sagt: „Okay, das ist eine Herausforderung, aber wir finden einen Weg.“ Anstatt sich von dieser Niederlage entmutigen zu lassen, nutzt Anna sie als Ansporn.
Was ist nun das Geheimnis hinter Annas Reaktion? Wie konnte Sie das Scheitern ihres wichtigen Projekts nicht aus der Bahn werfen? Warum kam bei ihr keine Frustration auf? Wenn Sie sich auch diese Fragen gerade stellen, dann klären wir Sie hier auf: Es ist die Resilienz, die sie hat.
Um das Ganze nun besser zu verstehen, befassen wir uns mit der „Resilienz“ einmal genauer. Das Wort „Resilienz“ hat seine Wurzeln im lateinischen Begriff „resilire“, was „zurückspringen“ oder „abprallen“ bedeutet. Ursprünglich wurde der Begriff in den Materialwissenschaften verwendet, um die Fähigkeit eines Materials zu beschreiben, nach Verformung in seine ursprüngliche Form zurückzukehren. In der Psychologie und Sozialwissenschaft bezeichnet Resilienz die Fähigkeit eines Individuums, auf Herausforderungen und Stressoren positiv zu reagieren, sich anzupassen und nach Rückschlägen gestärkt hervorzugehen. Es ist nicht nur die schlichte Fähigkeit, nach einem Sturz wieder aufzustehen, sondern auch, daraus zu lernen und zu wachsen. Dabei ist Resilienz nicht nur ein angeborenes Merkmal, das man hat oder nicht hat. Vielmehr ist es eine Kombination aus individuellen Eigenschaften, Lebenserfahrungen und -umständen, die zusammenwirken und entwickelt werden können.
Einige Faktoren, die die Resilienz beeinflussen, sind zum Beispiel positive Beziehungen, die Akzeptanz der Realität, das lösungsorientierte Denken sowie die Selbstwirksamkeit. Die Erforschung der Resilienz hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, insbesondere in Reaktion auf Naturkatastrophen, Kriege und andere traumatische Ereignisse. Es wurde erkannt, dass nicht alle Menschen, die traumatischen Ereignissen ausgesetzt sind, notwendigerweise langfristige negative Auswirkungen davontragen. Einige Menschen scheinen trotz erheblicher Widrigkeiten zu gedeihen und sogar stärker aus ihnen hervorzugehen. Zusammenfassend kann man sagen, dass Resilienz weniger darüber aussagt, was einem widerfährt, als vielmehr darüber, wie man darauf reagiert. Es ist eine dynamische Fähigkeit, die durch bewusste Anstrengung, Selbstreflexion und Unterstützung kultiviert werden kann. Es geht darum, Rückschläge als Gelegenheiten zur Weiterentwicklung und zum Wachstum zu sehen und das Leben in all seinen Facetten zu umarmen. Es ist also nicht nur das „Wiederaufstehen“, sondern auch das Lernen und Wachsen aus diesen Erfahrungen. Das bedeutet nicht, dass resiliente Menschen keine Emotionen oder Schmerzen verspüren. Sie haben lediglich die Werkzeuge und die Einstellung, um damit umzugehen.
Wenn Sie diese Stärke der Resilienz schon mit sich tragen, können Sie sich glücklich schätzen. Wenn Sie diese Stärke jedoch noch nicht in der Ausprägung besitzen, können Sie mit den nachfolgenden Tipps in Ihrem Alltag für mehr Resilienz sorgen.
Achtsamkeit: Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr, ohne sie zu bewerten.
Stellen Sie sich Achtsamkeit wie einen stillen Beobachter Ihrer eigenen Gefühle und Gedanken vor, ohne diese sofort zu bewerten. Ein guter Einstieg ist die Meditation. Für Anfänger kann es helfen, mit kurzen Meditationssitzungen von nur 5 Minuten pro Tag zu beginnen. Es gibt zahlreiche Apps, wie „Headspace“ oder „Calm“, die geführte Meditationen bieten und speziell für Einsteiger konzipiert sind. Ein weiterer simpler Tipp: Nehmen Sie eine alltägliche Aktivität, wie das Zähneputzen oder den Weg zur Arbeit, und versuchen Sie, diese ganz bewusst und ohne Ablenkung zu erleben. Fühlen Sie, schmecken Sie, hören Sie genau hin. Es ist die Kunst, im Hier und Jetzt zu sein, die Sie dabei erlernen und erleben.
Positives Denken: Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie kontrollieren können, und suchen Sie nach Lösungen statt Problemen.
Hierbei geht es darum, den Fokus von dem, was schiefgehen könnte abzuwenden und auf die vielen Möglichkeiten und Lösungen zu legen. Eine effektive Methode, um diese Denkweise zu fördern, ist das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs. Nehmen Sie sich jeden Abend ein paar Minuten Zeit, um drei Dinge aufzuschreiben, für die Sie an diesem Tag dankbar waren. Es können kleine Dinge sein, wie ein leckeres Mittagessen, oder größere, wie eine Beförderung im Job. Mit der Zeit wird Ihnen auffallen, wie diese einfache Übung Ihre Wahrnehmung verändert und Ihnen hilft, das Glas als halb voll statt halb leer zu sehen.
Netzwerk: Umgeben Sie sich mit unterstützenden Menschen. Das Teilen von Erfahrungen kann enorm entlasten.
Die Menschen um uns herum können eine enorme Quelle der Kraft und Motivation sein. Umgeben Sie sich mit Personen, die Sie positiv beeinflussen und ermutigen. Organisieren Sie regelmäßige Treffen mit Freunden oder Familie, auch wenn es nur virtuell ist. Wenn Sie nach Gleichgesinnten suchen, denken Sie über den Beitritt zu einem Club oder einer Gruppe nach, die sich einem Hobby oder Interesse widmet, das Sie teilen. Dies könnte ein Buchclub, eine Laufgruppe oder ein Kunstworkshop sein. Es geht nicht nur um gemeinsame Aktivitäten, sondern auch um den Aufbau eines unterstützenden Netzwerks, das Ihnen in schwierigen Zeiten zur Seite steht.
Selbstfürsorge: Gönnen Sie sich Pausen, pflegen Sie Hobbys und achten Sie auf eine gesunde Lebensweise.
Dies ist die bewusste Entscheidung, sich Zeit für die eigenen Bedürfnisse und das eigene Wohlbefinden zu nehmen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Selbstfürsorge nicht egoistisch ist; es gibt uns vielmehr die Energie, um auch für andere da zu sein. Beginnen Sie mit kleinen Ritualen. Das kann ein entspannendes Bad am Wochenende sein, ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause, um frische Luft zu schnappen, oder das Einführen einer festen Schlafenszeit, um sicherzustellen, dass Sie genug Ruhe bekommen. Denken Sie daran, dass Selbstfürsorge individuell ist – was für den einen funktioniert, muss nicht zwangsläufig auch für den anderen passen. Finden Sie heraus, was Ihnen persönlich guttut.
Weiterbildung: Bilden Sie sich ständig weiter. Das stärkt das Selbstvertrauen und öffnet neue Perspektiven.
Sich ständig weiterzubilden und neue Dinge zu lernen, stärkt nicht nur das Gehirn, sondern auch das Selbstvertrauen. Beginnen Sie mit Online-Kursen zu Themen, die Sie schon immer interessiert haben, oder lesen Sie Bücher, die Sie weiterbringen. Die moderne Technologie bietet uns unzählige Möglichkeiten zum Lernen, von Podcasts über Webinare bis hin zu kompletten Online-Studiengängen. Wählen Sie ein Thema, das Sie begeistert, und legen Sie los! Es geht nicht darum, Experte in einem Bereich zu werden, sondern vielmehr darum, die Freude am Lernen wiederzuentdecken und sich selbst stetig weiterzuentwickeln.
Was ist also Resilienz? Resilienz ist wie ein Muskel. Je öfter wir ihn trainieren, desto stärker wird er. Es ermöglicht uns nicht nur, Krisen besser zu bewältigen, sondern auch, ein erfüllteres, glücklicheres Leben zu führen. Ein Leben, in dem wir nicht von jeder Welle umgeworfen werden, sondern lernen, auf ihnen zu reiten.
Machen Sie Resilienz zu Ihrer Stärke, und Sie werden feststellen, dass Rückschläge oft verborgene Geschenke sind, die uns wachsen lassen. Resilienz ist nicht nur ein Modewort – es ist ein Wegweiser zu einem stärkeren Selbst.