Stell dir vor, deine Tochter kommt nach einem langen Schultag nach Hause, setzt sich auf ihr Bett und greift, wie so oft, nach ihrem Handy. In wenigen Augenblicken ist sie in der Welt der sozialen Medien, wo Likes, Kommentare und Bilder manchmal mehr Schaden anrichten, als wir uns vorstellen können. Besonders für Mädchen ist diese Welt oft gnadenlos – Cybermobbing, das auf das Aussehen abzielt, ist trauriger Alltag geworden.

Vielleicht denkst du dir, dass das doch alles nur Online-Kommentare sind, und fragst dich, ob es wirklich so schlimm ist. Aber stell dir vor, jemand würde tagtäglich an der Tür deines Kindes klingeln und immer wieder sagen, dass sie zu dick ist, zu dünn, oder nicht gut genug aussieht. Genau das passiert in den sozialen Netzwerken – nur dass der Spott anonym und ständig präsent ist.

Was kannst du als Elternteil tun? Zunächst einmal: Sei aufmerksam. Deine Tochter wird dir vielleicht nicht von selbst erzählen, was online passiert. Oft schämen sich Mädchen, wenn sie wegen ihres Aussehens gemobbt werden. Aber du kannst trotzdem da sein, indem du das Gespräch suchst – ganz beiläufig, ohne Druck. Frage sie, was sie in den sozialen Netzwerken erlebt, wie sie sich dabei fühlt und ob sie Unterstützung braucht.

Ein wichtiger Punkt ist, dass wir unseren Töchtern helfen, zu verstehen, dass die „perfekten“ Bilder, die sie online sehen, oft nicht real sind. Filter, Bearbeitungen und inszenierte Aufnahmen führen dazu, dass Mädchen sich mit unerreichbaren Idealen vergleichen. Gemeinsam könnt ihr darüber sprechen, dass das wahre Leben nicht so aussieht – und dass es wichtiger ist, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen, als einem künstlichen Ideal hinterherzujagen.

Stärke das Selbstbewusstsein deiner Tochter. Du kannst sie darin bestärken, dass sie wertvoll ist – nicht wegen ihres Aussehens, sondern wegen ihrer Talente, ihrer Persönlichkeit und all der Dinge, die sie einzigartig machen. Wir wissen beide, dass es oft die inneren Werte sind, die wirklich zählen, aber gerade in der sensiblen Phase der Jugend ist es manchmal schwer, das im Alltag zu sehen.

Wenn du bemerkst, dass sich das Verhalten deiner Tochter ändert – vielleicht isst sie plötzlich weniger, treibt exzessiv Sport oder spricht sogar über kosmetische Eingriffe – solltest du hellhörig werden. Diese Anzeichen können darauf hinweisen, dass der Druck, perfekt zu sein, sie stark belastet. Hier ist es wichtig, behutsam nachzufragen und, wenn nötig, auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Essstörungen und andere Probleme im Zusammenhang mit Körperunzufriedenheit sind ernst und sollten nicht ignoriert werden.

Gemeinsam könnt ihr als Familie auch bewusster mit den sozialen Medien umgehen. Vielleicht legt ihr bestimmte Zeiten fest, in denen keine Handys genutzt werden, oder ihr macht regelmäßige Social-Media-Pausen. So lernt ihr alle, auch mal abzuschalten und euch nicht ständig dem Druck der Online-Welt auszusetzen.

Letztendlich kannst du für deine Tochter die wichtigste Stütze sein. Zeige ihr, dass sie genau richtig ist, so wie sie ist, und dass es nicht darauf ankommt, was Fremde im Internet sagen. Du kannst nicht jeden negativen Kommentar verhindern, aber du kannst ihr einen sicheren Ort bieten, an dem sie sich geliebt und wertgeschätzt fühlt. Und das ist oft das Wichtigste, was wir als Eltern tun können: Dasein, Zuhören und Begleiten. Zusammen könnt ihr den Druck der digitalen Welt abmildern – Schritt für Schritt.

Von Kamuran Cakir

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