In diesem Beitrag geht es um (grob eingeteilt) zwei Typen von Kindern und Eltern, wie sie darauf reagieren.
Denn insbesondere Prüfungszeiten sind für Kinder und Jugendliche oftmals mit Stress und Anspannung verbunden. Als Eltern möchte man helfen und unterstützen, doch wie in den gleich folgenden Fällen können Eltern dabei auch einiges falsch machen. Ein zu hoher Druck, zu hohe Erwartungen oder das Projektieren eigener Ängste und Ambitionen auf das Kind können kontraproduktiv sein, ebenso wie das Übersehen der ernsthaften Ängste des Kindes. Solche Situationen sind nicht selten. So hat das Kind zwar das nötige Wissen und die Fähigkeiten, aber der eigene Druck und Anspruch und die Selbstzweifel können erdrückend sein, welche Eltern schnell mal übersehen können.

Dazu nun zwei Beispielsituationen:

1) Es gab einen Schüler, nennen wir ihn Leon. Er war zwölf, als die ersten großen Prüfungen in der Schule anstanden. Seine Eltern wollten nur das Beste für ihn und kauften Lernmaterialien, engagierten einen Nachhilfelehrer und erstellten einen strikten Lernplan. Jeden Abend nach dem Abendessen musste Leon zwei Stunden büffeln – ohne Ausnahme. „Wenn du nicht lernst, wirst du später keinen guten Job bekommen!“, mahnte sein Vater immer wieder. Doch je näher die Prüfung rückte, desto angespannter und unglücklicher wurde Leon. Die Freude am Lernen ging verloren, und der Druck wurde unerträglich. Aber die Eltern dachten, dass Leon entweder einfach bockig war und sich weigerte oder intellektuell nicht in der Lage war, sich das Wissen anzueignen, da man ja als pflichtbewusste Eltern keine Möglichkeit ausgelassen hatte, das Kind zu fördern. An ein gemeinsames Gespräch über dieses Thema mit dem Kind, bei der man auf die Ursache eingehen könnte, warum das Lernen nicht so wie gewünscht klappte, dachten die Eltern nicht. So war der Plan der Eltern geradezu von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

2) Nun gibt es eine Schülerin, nennen wir sie Anna. Sie war eine ausgezeichnete Schülerin, immer gut vorbereitet und organisiert. Ihre Eltern waren stolz auf ihre Selbstständigkeit und wussten, dass sie stets ihr Bestes gab. Als jedoch die Abschlussprüfungen näher rückten, wurde Anna immer nervöser und äußerte ihre Bedenken. Doch ihre Eltern winkten ab: „Ach, du schaffst das schon! Du kannst doch alles.“ Aber in Wahrheit kämpfte Anna mit großer Prüfungsangst. Trotz ihres Wissens und ihrer Vorbereitung zweifelte sie an sich selbst und fühlte sich von ihren Eltern missverstanden und alleingelassen.

In beiden Situationen erkennen wir, dass wir als Eltern versagt haben. Wie können wir es aber nun besser machen? Worauf kommt es denn tatsächlich an?

In unserem ersten Beispiel, also bei Leon, kommt es insbesondere auf eine einfühlsame Kommunikation an: Statt Druck auszuüben, sollten wir Eltern ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste der Kinder haben.

Fragen Sie Ihr Kind, wie es sich fühlt und was es braucht, um sich gut auf die Prüfung vorzubereiten.

In diesem Zusammenhang sollten wir Eltern uns auf individuelle Lernmethoden des Kindes einlassen: Jedes Kind lernt anders. Einige benötigen Ruhe und Alleinsein, andere lernen besser in Gruppen oder mit Musik.

Finden Sie heraus, welche Methode Ihrem Kind am besten liegt, und unterstützen Sie es dabei.

Dazu sollten wir Eltern auf eine ausgewogene Balance achten: Freizeit und Erholung sind genauso wichtig wie Lernen.

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind auch Pausen einlegt, sich bewegt und Freizeitaktivitäten nachgeht.

Wir Eltern sollten lernen, auch ein positives Feedback zu geben: Statt ständig auf Fehlern und Schwächen herumzureiten, sollten wir Eltern nämlich Fortschritte und Stärken der Kinder hervorheben. Das stärkt das Selbstvertrauen und motiviert.

Achten Sie darauf, was bei Ihrem Kind schon gut klappt und sagen Sie es ihm.

Es reicht jeder kleine Schritt auf dem Weg zur Besserung und das Kind verdient dafür ein ausdrückliches Lob.

Wir Eltern sollten dafür sorgen, dass eine richtige Lernumgebung geschaffen wird: Ein aufgeräumter, heller Arbeitsplatz, an dem alle benötigten Materialien bereitliegen, kann Wunder wirken.

Prüfen Sie den Ort und Platz, an dem Ihr Kind lernt; , kann Ihr Kind dort tatsächlich gut arbeiten?

Schließlich sollten wir Eltern realistische Erwartungen haben: Es ist in Ordnung, wenn nicht jede Prüfung perfekt läuft. Wichtig ist, dass das Kind sein Bestes gibt und aus Fehlern lernt.

Sprechen Sie Ihr Kind darauf an und bestärken Sie es für das Engagement und den Fleiß.

In unserem zweiten Beispiel geht es wiederum um andere Punkte und Bereiche, auf die wir als Eltern achten müssen:
Wir Eltern sollten zuhören und das Kind ernst nehmen, wenn es Bedenken oder Ängste äußert und das auch dann, wenn alles – objektiv betrachtet- gut zu laufen scheint.

Wenn Ihr Kind seine Ängste und Sorgen äußert, nehmen Sie diese ernst, auch wenn sie unbegründet erscheinen.

Eine einfühlsame Reaktion kann hier schon Wunder wirken.
Wir Eltern sollten das Kind bestärken und ermutigen, wenn es etwas verzweifelt wirkt, ganz gleich, ob berechtigt oder anlasslos.

Erinnern Sie Ihr Kind an vergangene Erfolge und betonen Sie seine Stärken.

Das kann helfen, das Selbstvertrauen zu stärken.

Wir Eltern sollten Entspannungstechniken gemeinsam mit dem Kind erlernen, um für mentale Tiefpunkte einen Ausweg anzubahnen. Techniken wie tiefe Atmung, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, die Angst zu reduzieren.

Probieren Sie zusammen mit Ihrem Kind aus, was zu Ihnen passt. Auch eigene Methoden, die ganz individuell ausgedacht sind, können helfen.

Eventuell sollten wir Eltern professionelle Hilfe in Erwägung ziehen, wenn wir alleine mit der Situation nicht zu Rechtkommen können. Hilfe, z.B. durch einen Therapeuten, in Anspruch zu nehmen ist manchmal durchaus nützlich und erforderlich, wenn die Prüfungsangst sehr ausgeprägt ist.

Wir Eltern sollten gemeinsam mit dem Kind Rituale vor der Prüfung etablieren.

Entwickeln Sie gemeinsam mit Ihrem Kind ein festes Ritual vor der Prüfung, sei es ein gemeinsames Frühstück, ein Spaziergang oder das Hören eines bestimmten Liedes, das kann Sicherheit geben.

Wir Eltern sollten mit dem Kind über die eigenen Erfahrungen kommunizieren, um zu zeigen, dass es nicht allein ist.

Erzählen Sie Ihrem Kind von Ihren eigenen Erfahrungen mit Prüfungsangst oder Stresssituationen und wie Sie damit umgegangen sind.

Zusammengefasst sollten wir Eltern uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass es nicht um unsere eigenen Erwartungen, Ängste oder Ambitionen geht, sondern um das Wohl des Kindes. Daher ist eine vertrauensvolle und unterstützende Beziehung der beste Weg, um Ihr Kind erfolgreich durch Prüfungszeiten zu begleiten. Es ist zudem entscheidend, dass wir Eltern die Kinder in ihren Emotionen ernst nehmen und bestärken, insbesondere wenn es um etwas so Druckvolles wie Prüfungen geht. Es geht darum, eine Balance zwischen Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes und Unterstützung bei dessen Ängsten zu finden. Probieren Sie es aus, Sie werden positiv überrascht sein!

Von Kamuran Cakir

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